[English version below]
Das letzte Mal, als an dieser Stelle Marvels wahrscheinlich grausamste Schöpfung, Carnage, das Thema war, erlebten wir den außerirdischen Symbionten auf einer Metzeltour quer durch das Multiversum. Sein Ziel: die vollständige Auslöschung aller Venom-Symbionten, also dem schwarzen Gegenstück. Je nach Multiversum und Wirt nicht weniger blutrünstig, aber dennoch kein Vergleich zu dem roten Alien. Losgelöst von seinem bisherigen Wirt, dem Massenmörder Cletus Kasady metzelte sich Carnage quer durch die Dimensionen und saugte die Kräfte aller erledigten Venoms in sich auf. Dadurch war er im Begriff, eine Art Gottheit zu werden. „Carnage – Wiedergeburt“, quasi eine Art Neustart für das Monster, klinkt sich ein bisschen ein in die Ereignisse von „Der Tod des Venomverse“. Und so viel sei an dieser Stelle schon verraten: Es macht vieles besser als das multidimensionale Massaker!
Im ersten Teil dieses Bandes ist Carnage, losgelöst von seinem nicht minder grausamen Wirt, unterwegs durch die Multiversum, um Venoms aller Geschmacksrichtung aufzuspüren, zu töten und idealerweise ihre Kräfte in sich aufzunehmen. Auf einer der zahlreichen Parallelwelten macht Carnage Bekanntschaft mit einem Wesen, das ein besonderes Interesse daran hat, freundliche Spinnen aus der Nachbarschaft um die Ecke zu bringen. Nur dass die Spinne in dieser Welt nicht freundlich ist – und nicht in der Darreichungsform angeschossen kommt, wie man es vielleicht hätte erwarten können. Aber wenn beispielsweise „Extreme Venomverse“ und „Der Tod des Venomverse“ eines gezeigt haben, dann: Es kein Gedankenspiel zu abgedreht, was die Vermischung von Gut und Böse angeht. Dieser Einstand liest sich so weg, ist aber kein allzu großes Highlight und eher wie ein zartes Nachbeben bereits bekannter Ereignisse zu sehen.
Spannender wird es im zweiten Teil. Da nämlich vereinen sich Carnage und Cletus Kasady wieder zu der brutalstmöglichen Tötungsmaschine. Und fangen umgehend damit an, ihren Blutdurst zu stillen. Sie tun das in Anspielung biblischer Ereignisse bzw. Persönlichkeiten. Wer nun aber glaubt, na bitte, alles wie immer im Hause Carnage, irrt. Denn: es ist nicht der bisherige Cletus Kasady, der seinen Körper dem außerirdischen Wesen zur Verfügung stellt. Und wenn das nicht der bisherige Cletus ist – wo ist dann das vermeintliche Original? Und was hält der von alledem? Zudem ist da auch noch Flash Thompson als Anti-Venom unterwegs, dessen Wirt ebenfalls ein Hühnchen mit Carnage zu rupfen hat …
Vor allem die von Torunn Grønbekk geschriebene Story, also der zweite Teil des Bandes, schindet ganz schön Eindruck. Gespickt mit religiösen Bezügen sowie einem bissigen Kommentar auf Social Media und Verschwörungswissen im Stile der Youtube University wird das Duo Carnage/Kasady hier wieder als das porträtiert, was es ist: das absolut Böse, dem es einzig und alleine um Mord und Totschlag geht. Gleichwohl überkommt mich das Gefühl, es hier auch mit einer bitterbösen Gesellschaftssatire zu tun zu haben. Manche Szenen sind so spannend inszeniert – die gelungenen Zeichnungen von Pere Pérez und dessen Talent für die diabolische Mimik von Carnage tragen einiges dazu bei – dass ich mich dabei ertappt habe, die Luft angehalten zu haben!
Warum es nun ausgerechnet Anti-Venom in Gestalt von Flash Thompson ist, der als vermeintlicher Schutzschild der außerirdischen Grausamkeit in den Weg gestellt wird, weiß bislang nur die Autorin. Nach „Die Herrschaft von Carnage“ ist das hier wieder richtig, richtige starke und sehr düstere Comiclektüre. Da kann man rückwirkend für die meines Erachtens eher schwachen Exzesse im Multiversum dann auch mal beide Augen zudrücken. Ich bin gespannt, ob das hohe Niveau gehalten werden kann, bin aber erst einmal sehr guter Dinge!
The last time Marvel’s arguably most gruesome creation—Carnage—was the topic here, we witnessed the alien symbiote go on a killing spree across the Multiverse. His goal? The total annihilation of every version of Venom—his black, equally vicious counterpart. Depending on the universe and the host, Venom can be plenty violent too, but Carnage still plays in a different league altogether.
Detached from his usual host, the serial killer Cletus Kasady, Carnage slaughtered his way through countless realities, absorbing the powers of fallen Venoms along the way. He was on the verge of becoming something of a god.
Enter “Carnage: Reborn”—a sort of fresh start for the monster that ties in with the events of “Death of the Venomverse.” And let me say this right up front: this one gets a lot of things right—way more than the multiversal bloodbath before it.
In the first part of the book, Carnage is still roaming the Multiverse solo, hunting Venoms of all kinds, killing them, and absorbing their powers whenever possible. On one of the many alternate Earths, Carnage runs into a being who has a particularly keen interest in taking out your friendly neighborhood Spider-Man. Except… in this universe, the Spider is anything but friendly—and not at all what you'd expect.
Then again, if Extreme Venomverse and Death of the Venomverse have taught us anything, it's that no idea is too wild when it comes to blending good and evil. This intro arc reads fine—it’s solid enough—but doesn’t really hit that “wow” factor. Think of it more as an aftershock to what we’ve already seen.
Things really kick into gear in the second half. That’s when Carnage and Cletus Kasady are reunited, forming the most brutal killing machine imaginable once again.
And they waste no time getting back to their old habits. Their new rampage is steeped in biblical references and loaded with dark satire, taking jabs at social media culture and conspiracy-fueled internet echo chambers straight out of YouTube University.
If you're thinking "Ah, same old Carnage," you’re in for a surprise. Because… it’s not the original Cletus Kasady who’s offering up his body to the alien. So then, where is the real Cletus? And more importantly: what does he think about all of this?
Add to that Flash Thompson—a.k.a. Anti-Venom—who’s also thrown into the mix and clearly has some unresolved issues with the red monster from hell…
What really makes an impression here is the story written by Torunn Grønbekk—the highlight of this volume, hands down.
Rich in symbolism and razor-sharp commentary, she presents Carnage and his host as the ultimate evil—a pair who care about one thing only: chaos, death, and destruction. And yet, there’s a sneaky layer of social critique that makes this way more than just a gore-fest.
Some scenes are so intense and tightly written—thanks in large part to Pere Pérez’s stunning art and his masterful grasp of Carnage’s devilish facial expressions—that I honestly caught myself holding my breath while reading.
Why exactly Anti-Venom, of all people, is being positioned as Carnage’s primary opposition remains unclear—but hey, only the writer knows at this point.
After the somewhat underwhelming Carnage reigns across the Multiverse saga, this new arc is a massive return to form.
So yeah, I’m more than willing to forgive the earlier over-the-top excesses now.
This is dark, bloody, vicious comic storytelling at its best—and I’m hopeful it stays that way.
As for now? I’m all in.
Roman Empire