[English version below]
Es ist inzwischen schon wieder einiges Wasser die Elbe hinuntergeflossen, seit wir uns hier an dieser Stelle über das Leben und Wirken von Marc Spector, gemeinhin bekannt als Moon Knight, unterhalten haben. Ich würde diesen Faden jetzt gerne wieder aufgreifen wollen. Wobei … Leben? Soweit es dem Comics lesenden Teil der Bevölkerung vielleicht schon bekannt ist: Marc Spector ist tot. Und mit ihm auch seine anderen Persönlichkeiten Steven Grant und Jake Lockley. Nun erscheint mit „Die Rache von Moon Knight“ aber eine neue Serie rund um den Mondritter, Untertitel „Ritter der Finsternis“. Wenn nun aber der Herr Spector sich das Gemüse von unten ankuckt – wer ist dann der Mondritter? Das fragt sich nicht nur die verbliebene Gang aus der Mitternachtsmission.
Ihr kennt es sicher aus eigener Erfahrung: Der Verlust eines geschätzten oder gar geliebten Menschen reißt tiefe Wunden, manchmal sogar so tief, dass es die Hilfe psychotherapeutischen Fachpersonals erfordert. So geht es auch Tigra, Hunter’s Moon, Soldier und Reese – jener Truppe von Superwesen, die sich mit Spector in der Mitternachtsmission tummelten. In einzelnen Kapiteln werden wir also Zeug*in davon, wie sich eine Person nach der anderen zur Psychologin Dr. Sternman begibt, um ganz individuell das Trauma des Verlustes aufzuarbeiten. Viel Zeit dafür ist allerdings nicht. Jemand zieht durch die Straßen bis nach Mitternacht, hat das vielleicht früher auch gern gemacht. Die anderen braucht er dafür aber scheinbar nicht. Ganz im Gegenteil: Dieser Typ, der das Kostüm des Mondritters trägt – wenn auch neuerdings in mondänem Schwarz gehalten – hat nicht so richtig viel Bock auf die frühere Gang. Ganz im Gegenteil: Unter Androhung von ordentlich Kloppe erklärt dieser Mondritter, die anderen mögen sich bitte vom Acker machen, man habe schließlich zu tun. Mitunter kommt es dabei wenig überraschend auch zum Handgemenge. Bleibt die Frage: Ist das tatsächlich Marc Spector, der da von Toten auferstanden ist? Oder hat sich jemand anderes bloß des Kostüms des Moon Knights bemächtigt?
Doch, der nächste und in diesem Fall erste Aufschlag von Jed MacKay macht schon Laune. Einerseits liest es sich gut und flüssig weg, wie sich die Weggefährt*innen des Mondritters im Beisein von Dr. Sternman ihren Kummer von der Seele reden. Andererseits kommt die Action nicht zu kurz und auch die Frage „wer isn ditte wirklich“? wird gekonnt in das Storykonstrukt eingeflochten. Nach den rund 100 Seiten, die dieser erste Band auf die Waage bringt, hatte ich direkt Bock, weiterzulesen. Leider wird das in diesem Jahr nüscht mehr.
Großen Anteil an dem insgesamt sehr, sehr positiven Eindruck hatten die Bilder von Alessandro Cappuccio und da besonders die lebhaften, leuchtenden Farben. Es scheint ein ungeschriebenes Gesetz zu sein, dass „Moon Knight“-Comics ein geschicktes Spiel mit Licht aufzuweisen haben, das quasi von dem Inneren der Seiten heraus leuchtet. Anders kann ich es kaum beschreiben. Aber auch „Die Rache von Moon Knight 1“ wartet seitenweise mit quasi wunderbar ausgeleuchteten Szenen auf, die eine ganz eigenartige, sehr einnehmende Wirkung erzielen. Richtig große Klasse und Kompliment dafür. Gewiss nicht das erste Mal, dass in einem („Moon Knight“-)Comic so geschickt mit Licht und Schatten und den Verläufen gespielt wurde. Richtig schön anzusehen ist es dennoch. Will also sagen: Beinahe mehr noch als der Inhalt gefällt mir in diesem Fall die Optik. Was, wie ich finde, bei einem Medium, das seine Geschichte mittels Bildern erzählt, auch durchaus erlaubt ist.
Am Ende bleibt ein sehr positiver Eindruck dieses neuen „Moon Knight“-Abenteuers. Ob Marc Spector wirklich mausetot ist oder sich die Kreativen nicht doch wieder irgendeinen Kniff ausdenken, den Mann mit der mehrfach gespaltenen Persönlichkeit zurückzuholen, bleibt abzuwarten. Überraschen würde es wohl niemanden. Der Weg bis dorthin kann aber, wie so oft im Falle des mondenen Ritters, mit unterhaltsamen, spannenden und prima geschriebenen Geschichten gepflastert sein. Ich habe ein gutes Gefühl bei der Sache.
Quite a bit of water has flowed down the Elbe since we last talked here about the life and deeds of Marc Spector, better known as Moon Knight. I'd like to pick up that thread again now. But... life? As comic book readers may already know: Marc Spector is dead. And with him, his other personalities, Steven Grant and Jake Lockley.
However, a new series titled The Vengeance of Moon Knight has now been released. The first issue carries the subtitle Knight of Darkness. But if Mr. Spector is currently pushing up daisies—who, then, is Moon Knight? That’s a question not only the remaining gang from the Midnight Mission is asking.
You probably know it from personal experience: losing a valued or even beloved person leaves deep wounds—sometimes so deep that professional psychological support is needed. That’s exactly the case for Tigra, Hunter’s Moon, Soldier, and Reese—the group of super-beings who fought alongside Spector in the Midnight Mission. In individual chapters, we witness how one by one, they turn to psychologist Dr. Sternman to process their grief in their own ways.
But there’s not much time for that. Someone is prowling the streets past midnight—maybe they used to enjoy doing so. But they don’t seem to need the others anymore. Quite the opposite: the guy donning the Moon Knight costume—now in an elegant black—doesn’t seem too keen on reuniting with the old gang. Quite the opposite, in fact: with the threat of a serious beatdown, this Moon Knight makes it clear that the others should clear out—there’s work to be done. Unsurprisingly, that leads to some skirmishes.
The question remains: is this really Marc Spector, risen from the dead? Or has someone else simply taken over the Moon Knight persona?
Jed MacKay’s first go at this new series is definitely fun. On one hand, it’s an engaging read as Moon Knight’s former allies open up about their grief in Dr. Sternman’s office. On the other hand, there’s no shortage of action, and the mystery of "who the hell is this guy?" is woven cleverly into the narrative. After about 100 pages, which make up this first volume, I was immediately eager to continue reading. Unfortunately, that won’t be happening this year.
A major factor in the overwhelmingly positive impression is the artwork by Alessandro Cappuccio, especially the vibrant, glowing colors. It seems to be an unspoken rule that Moon Knight comics must play masterfully with light, almost as if it’s shining from within the pages. I can’t really describe it any other way. And The Vengeance of Moon Knight #1 delivers once again, offering beautifully illuminated scenes that create a unique and captivating effect. Truly top-tier work, and hats off to the artist.
Of course, this isn’t the first time a Moon Knight comic has skillfully played with light, shadow, and gradients. But it’s still an absolute visual treat. Honestly, in this case, I almost liked the art even more than the story itself. Which, considering that comics are a visual storytelling medium, is absolutely fair.
In the end, The Vengeance of Moon Knight leaves a very strong impression. Whether Marc Spector is really, completely, and irrevocably dead—or whether the creative team will find yet another way to bring back the man with the fractured psyche—remains to be seen. No one would be surprised either way. But as is often the case with the Lunar Avenger, the journey to that answer promises to be filled with entertaining, thrilling, and well-written stories. I have a good feeling about this one.