[English version below]
Kurz vor dem Jahreswechsel haben wir uns hier mit einer neuen Serie um einen der vermutlich interessantesten, definitiv aber vielschichtigsten Charaktere aus dem Hause der Ideen befasst: Moon Knight. Spätestens seit der sehr sehenswerten Serie auf Disney+ dürfte der Mondritter, der vom ägyptischen Gott Konshu zurück ins Leben geholt wurde und in dessen Körper wenigstens drei ganz unterschiedliche Persönlichkeiten leben, auch jenen ein Begriff sein, die Marvel vor allem der filmischen Umsetzungen wegen konsumieren. In diesem ersten Band war die Ausgangslage: Marc Spector ist tot, ein Doppelgänger treibt sein Unwesen und die Gang der Mitternachtsmission versucht nicht nur, mit dem Verlust klarzukommen - Therapiesitzungen inklusive - sondern auch, herauszufinden, was das für ein Knilch ist und warum er tut, was er tut. Ich schloss die Betrachtung des ersten Bandes mit der Feststellung, ein gutes Gefühl zu haben. Und jetzt die Gretchenfrage zum zweiten Band: War der erste Eindruck trügerisch? Oder hält die Serie ihr Niveau?
Wie schon in der Review zum sechsten Band von „King Spawn“ angedeutet: Vampire sind DAS Trendthema im (Superhelden-)Comicbereich in diesem Jahr. Und daher muss ich folgende Anmerkung vorweg schicken: Ein großes Schwerpunktthema in den nächsten Artikeln, in denen ich mich mit Marvel Comics befasse, ist das „Blood Hunt“-Event. Mehr dazu in den entsprechenden Beiträgen. Der zweite Band verläuft teilweise parallel zu den Dingen, die in „Blood Hunt“ passieren - und es kann sein - nein, es ist sogar in einigen Dingen Fakt! - dass Ihr Euch selbst spoilert, sollte dies der erste Comic sein, den Ihr zu „Blood Hunt“ in die Finger bekommt. Ob und inwiefern das für Euch ein Ärgernis ist, vermag ich nicht zu beurteilen, möchte diesen Hinweis jedoch als gegeben wissen.
So. Zurück zum Mondritter. Der ist immer noch ziemlich tot. Seine Gang aus der Mitternachtsmission, Tigra, Hunter’s Moon, Soldier und Reese, versucht aber dennoch, den Laden am Laufen zu halten. Im ersten Teil dieses Comics begleiten wir 8-Ball, einem gescheiterten Gangster auf dem Weg, ein guter Mensch zu werden. Eine Figur zu erfinden, die als Maske eine Billardkugel auf dem Koppe trägt - puh, darauf muss man auch erst einmal kommen. Ist nett alles, aber einigermaßen belanglos und wirkt ein bisschen wie die Nachwehen der Therapiesitzungen aus dem ersten Band.
Deutlich an Fahrt nimmt dieser Bums auf, als der Himmel verdunkelt wurde und die Vampir-Apokalypse (Hallo, „Blood Hunt“) in vollem Gange ist. Hier haben vor allem Soldier und Reese alle Hände voll zu tun, Unschuldige zu retten und zu beweisen, dass nicht alle Blutsauger wahlweise glitzern oder Arschgeigen sind. Die unstillbare Gier können sie weiterhin mit Blutkonserven ganz gut in Schach halten, dennoch: Der Argwohn und das Misstrauen der Zivilbevölkerung ist wenig überraschend ziemlich hoch.
Im dritten Teil dieses Bandes geht es dann aber ans Eingemachte: Die Rückkehr von Marc Spector steht auf dem Stundenplan! Wer hätte es gedacht. Mal unter uns, Freunde - dass die Verantwortlichen bei Marvel den Mondritter dauerhaft das Gemüse von unten betrachten lassen, davon ist wohl niemand ernsthaft ausgegangen, oder? Jedenfalls: Es findet sich ein Weg, mit Hilfe von Konshu unseren aschfahlen Ex-Söldner zurück ins Leben zu bringen. Oder wie auch immer sich der Zustand beim Moon Knight eben so schimpft. Aber wie so oft, wenn ein Gott eine Leistung erbringt, will auch Konshu eine Gegenleistung. Dies für das, quasi. Und diese Gegenleistung meint in diesem Fall: Moon Knight muss sterben. Dass damit nicht der jüngst Wiedererweckte gemeint ist, dürfte auf der Hand liegen…
Also ich sag mal so: Fetzt! Das gute Gefühl, das sich nach dem Zuklappen des ersten Bandes in mir ausgebreitet hatte, setzt sich hier fort. Tatsächlich hat Autor Jed MacKay hier erneut ziemlich großartige Arbeit abgeliefert. Dass 8-Ball per se ein selten dämliches Konzept für einen Vigilanten ist - okay, na gut. Kann ich mit leben. Wenn ich Kritik äußern wollen würde - und eigentlich habe ich da gar keinen Bock drauf - dann allenfalls an dem Umstand, dass dieses Paperback rund um das „Blood Hunt“-Event gestrickt ist, was aber eher der Veröffentlichungspolitik von Panini geschuldet sein dürfte. Für das vollständige Verständnis der Ereignisse hier braucht es also weitere „Blood Hunt“-Comics. Ein Umstand, der eingefleischte Marvel-Fans vielleicht weniger tangiert als jene, die nur ausgewählt konsumieren oder gar nur den Abenteuern des Moon Knights folgen.
Das mal an die Seite geschoben, lebt auch dieser Band von den exzellenten Bildern aus den Federn von Alessandro Cappuccio und Devmalya Pramanik. Neben der schon im letzten Band gelobten Finesse für jeder Menge Action und dem Ausbrechen aus klassischer Panel-Aufteilung, ist es in diesem Band genau das: die kreative Herangehensweise, besonders dramatische Situationen auf eindrucksvolle Art auf viele kleine Panels zu verteilen. Wenn Ihr im Finale dieses Bandes angelangt seid, werdet Ihr wissen, worauf ich hinaus möchte. Und dieses förmliche Glühen des Moon Knights aus den Seiten heraus, beeindruckt mich immer wieder.
Es bleibt nun also nicht mehr viel zu sagen, außer: Jetzt, wo Marc Spector wieder da ist, bin ich mehr als gespannt, wie seine Reise unter Jed MacKay weitergehen wird. Gespannung liegt in der Luft!
Shortly before the turn of the year, we took a look at a new series featuring one of Marvel’s arguably most interesting—certainly most complex—characters: Moon Knight. Since the highly acclaimed Disney+ series, the Moon Knight, resurrected by the Egyptian god Khonshu and host to at least three distinct personalities, has likely become familiar even to those who mainly engage with Marvel through its cinematic universe.
In the first volume, the setup was as follows: Marc Spector is dead, a doppelgänger is causing trouble, and the Midnight Mission crew isn’t just struggling to cope with their loss—therapy sessions included—but also trying to figure out who this imposter is and why he does what he does. I concluded my review of the first volume by saying I had a good feeling about it. Now for the crucial question regarding the second volume: Was my first impression misleading? Or does the series maintain its quality?
As I already mentioned in my review of King Spawn Vol. 6: Vampires are the trending topic in (superhero) comics this year. That being said, I have to preface this review with an important note: A major focus in my upcoming articles on Marvel Comics will be the Blood Hunt event. More on that in the relevant pieces. The second volume of The Vengeance of Moon Knight runs partially parallel to the events of Blood Hunt, and there’s a real chance—no, let’s be honest, it’s a fact—that reading this as your first Blood Hunt comic will spoil certain elements of that storyline for you. Whether that’s a dealbreaker for you is something only you can decide, but consider yourself warned.
Now, back to the Moon Knight. He’s still very much dead. However, his crew from the Midnight Mission—Tigra, Hunter’s Moon, Soldier, and Reese—is doing their best to keep things running. The first part of this comic follows 8-Ball, a washed-up gangster trying to turn over a new leaf. Creating a character whose mask is literally a billiard ball—yeah, that’s a choice. It’s all fine, but ultimately feels somewhat trivial, almost like the aftermath of the therapy sessions from the first volume.
Things really pick up once the sky darkens and the vampire apocalypse (hello, Blood Hunt) is in full swing. Soldier and Reese, in particular, have their hands full trying to save innocent people and proving that not all bloodsuckers either sparkle or are complete bastards. Their insatiable thirst is still manageable thanks to blood bags, but unsurprisingly, the general public remains deeply distrustful.
The third act of this volume, however, is where things get serious: Marc Spector’s return is officially on the agenda! Who would’ve thought? Let’s be real, folks—no one seriously expected Marvel to let the Moon Knight stay permanently dead, right? Either way, a way is found, and with Khonshu’s help, our pale former mercenary is brought back to life. Or whatever you’d call his current state of existence. But, as is often the case, when a god does you a favor, there’s a price to pay. A quid pro quo, if you will. And this time, the price is clear: Moon Knight must die. And it’s pretty obvious that they’re not referring to the newly resurrected one...
So, here’s my verdict: This slaps! The good feeling I had after closing the first volume carries over seamlessly. Once again, writer Jed MacKay has done an outstanding job. Sure, 8-Ball is a ridiculously goofy concept for a vigilante, but whatever—I can live with it. If I had to nitpick (and honestly, I don’t really feel like it), it would be the fact that this volume is deeply tied to the Blood Hunt event. But that’s more of a publishing strategy issue on Panini’s part. Fully understanding the events in this book requires reading other Blood Hunt titles, which might not bother hardcore Marvel fans but could be frustrating for those who only follow Moon Knight’s adventures.
That aside, this volume once again thrives on the stellar artwork by Alessandro Cappuccio and Devmalya Pramanik. In addition to the already-praised dynamic action and the break from traditional panel layouts, this book particularly shines in its creative approach to dramatic moments—distributing them across numerous small panels for maximum impact. Once you reach the finale, you’ll know exactly what I mean. And that glowing effect of Moon Knight, as if he’s radiating from the pages? Still absolutely mesmerizing.
There’s not much left to say except: Now that Marc Spector is back, I’m more than eager to see where Jed MacKay takes his journey next. Suspense is in the air!