Roman Empire
[English version below]
Momentan fliegt der aktuelle Captain America, Sam Wilson, noch über die Leinwände der Lichtspielhäuser und bekommt es dort unter anderem mit einem rot angelaufenen Hulk zu tun. Gesehen habe ich den neuesten Ableger aus Marvels scheinbar unendlichem Cinematic Universe bisher nicht, steht aber noch auf der To-Do-Liste. Das soll mich und uns aber nicht daran hindern, mal einen Blick auf einen Comic zu werfen, der den ersten Einsatz des neuen Caps beleuchtet. Ich würde nämlich wetten wollen, dass, wer vor allem durch die Filme und Serien mit Marvel in Kontakt gekommen ist, bisher wenig bis keine Ahnung hat, wer Samuel Wilson ist und warum ausgerechnet zum neuen Schildträger wurde. Viele Infos diesbezüglich liefert nun (noch einmal) ein weiterer Ableger aus Paninis „Marvel Must-Have“-Reihe: „Captain America - Sam Wilson gegen Hydra“.
Auch wenn es sich vielleicht so anfühlen mag - Sam Wilson ist keine neue Figur in Marvels reichhaltigem Figurenkabinett. Schon 1969 traf Steve Rogers, der ursprüngliche Captain America, auf Sam Wilson. Damals noch als Falcon unterwegs, ein ziemlich durchschnittlicher Typ, dessen besonderes Talent es ist, mit Vögeln zu kommunizieren. Ihm zur Seite steht ein Falke, getauft auf den Namen Redwing. Im Laufe der Jahrzehnte wurde die Origin Story von Sam Wilson immer mal wieder verändert. Mal war er der erwähnte Jedermann mit der Affinität zu Vögeln, mal hatte er einen kriminellen Background. Zeit, mal aufzuräumen, schließlich ist Wilson mittlerweile als Captain America unterwegs. Und genau das tut Autor Rick Remender im vorliegenden Comic.
Sam Wilson verliert als junger Mensch beide Elternteile. Mutter und Vater werden erschossen. Dass diese schreckliche und traumatisierende Erfahrung Menschen im weiteren Verlauf zu Superhelden formen kann, wissen wir seit Batman. Und auch Sam Wilson schlägt den Weg des Verbrechensbekämpfers ein.
In dem Moment, in dem wir hier in die Handlung geworfen werden, ist Wilson der neue Captain America, während Steve Rogers, inzwischen deutlich gealtert, seine Tage als rüstiger Rentner genießt. Natürlich ist Wilsons Hautfarbe ein Politikum, das auch im Comic geäußert wird. Nicht alle sind der Ansicht, dass sich Wilson Schild und Uniform durch seine aufopferungsvollen Einsätze verdient hätte. Ewig Gestrige äußern eher abfällige bis rassistische Kommentare, dass es dem Zeitgeist zu verdanken ist, dass jetzt ein Schwarzer - ausgerechnet! - in die Rolle des Captains schlüpfen darf. Erschienen ist der Comic 2015, zwei Jahre vor der ersten Amtszeit von Trump. Wir werden es wohl erleben (müssen), wie sich die Herrschaft von König Donald auf Comics auswirken werden…
Na wie dem auch sei: Sam Wilson ist Captain America und sein erster, großer Einsatz führt ihn in einen ziemlich heimtückischen Kampf mit der neu formierten Hydra. Diese verkackten Nazis haben einmal mehr einen fiesen Plan ersonnen: Keine Bomben, keine Waffengewalt sollen die Welt für immer verändern. Stattdessen wollen sie eine Art Virus streuen, der jeden Menschen, der nicht der Hydra angehört, sterilisiert. Mittelfristig würde also die Menschheit aussterben und nur noch die so modifizierte Herrenrasse übrig bleiben. Sich selbst schön reden die Nazis das mit dem ungebremsten Bevölkerungszuwachs und dem Leben über die planetaren Ressourcen. Und tatsächlich sieht alles danach aus, als würden die Bösen dieses Mal gewinnen. Zumal sie direkt zu Beginn auch mit Steve Rogers’ Sohn Ian ziemlich kurzen Prozess gemacht haben…
Ich verstehe schon, warum Panini diesen Handlungsbogen zu einem Must-Have gemacht hat. Einerseits, weil sich Autor Rick Remender alle bisherigen Hintergrundinfos des Charakters Sam Wilson, die im Laufe der Jahrzehnte so aufgelaufen sind, genommen hat, und sie sinnvoll zusammengeführt hat. Er hat also Sam Wilsons Profil geschärft, wie vermutlich nie jemand vor ihm und möglicherweise auf lange Sicht auch niemand nach ihm. Dass die Bedrohung, die sich Hydra da ausgedacht hat, mich sehr an Dan Browns Roman „Inferno“ erinnert, in dem es Robert Langdom mit einer sehr ähnlichen Gefahr zu tun bekommt - geschenkt. Auch wenn „Inferno“ zwei Jahre vor Wilsons Amtantritt veröffentlicht wurde. Die Story ist rasant und voller Wendungen und fühlt sich, nicht zuletzt der reformierten Hydra wegen, an, wie „Captain America: The First Avenger“. Das sehe ich als Vorteil an.
Die Bilder von Stuart Immonen passen zum temporeichen Geschehen der Handlung und bieten mehr als genügend Dynamik, um den Eindruck, es hier mit einem MCU Blockbuster zum Lesen zu tun haben, zu unterstreichen. Abgerundet wird dieses Buch mit einer für diese Reihe üblichen Auflistung von Titeln, die sich chronologisch im Anschluss lesen lassen. Und das wird man tun wollen, denn Sam Wilsons erste große Mission endet auf eine Weise, die förmlich „Mehr!“ schreit.
Lange Rede, kurzer Sinn: Dieser Band ist wieder einer, der sich seinen Platz in der „Must-Have“-Reihe redlich verdient hat.
At the moment, the current Captain America, Sam Wilson, is still soaring across the silver screens of movie theaters, facing off against a red-faced Hulk, among others. I haven’t seen the latest installment of Marvel’s seemingly endless Cinematic Universe yet, but it’s definitely on my to-do list. However, that shouldn’t stop us from taking a look at a comic that highlights the first mission of the new Cap. I’d be willing to bet that those who primarily know Marvel through its movies and series have little to no idea who Samuel Wilson is and why he was chosen as the new shield-bearer. Plenty of information on this topic is provided (once again) by another installment of Panini’s “Marvel Must-Have” series: Captain America - Sam Wilson vs. Hydra.
Even if it may feel that way—Sam Wilson is not a new character in Marvel’s rich roster of heroes. Back in 1969, Steve Rogers, the original Captain America, met Sam Wilson. At that time, he was still operating as Falcon, a fairly average guy whose special talent was the ability to communicate with birds. His companion was a falcon named Redwing. Over the decades, Sam Wilson’s origin story has been altered multiple times. Sometimes he was the aforementioned everyman with an affinity for birds; other times, he had a criminal background. Time to clear things up—after all, Wilson is now Captain America. And that’s exactly what writer Rick Remender does in this comic.
As a young man, Sam Wilson loses both his parents—his mother and father are shot. We’ve known since Batman that such a tragic and traumatizing experience can shape someone into a superhero. Sam Wilson follows the path of crime-fighting as well.
By the time we dive into the story, Wilson is already the new Captain America, while Steve Rogers, now significantly aged, enjoys his days as a sprightly retiree. Naturally, Wilson’s skin color is a political issue, something addressed in the comic as well. Not everyone believes that Wilson has earned the shield and uniform through his self-sacrificing service. Some reactionary voices express disdainful or outright racist comments, claiming that it’s only due to modern sensibilities that a Black man—of all people!—has been allowed to step into the Captain’s role. The comic was published in 2015, two years before Trump’s first term. We will likely (have to) witness how King Donald’s reign influences comics…
But anyway—Sam Wilson is Captain America, and his first major mission leads him into a rather devious battle with the newly reformed Hydra. These damn Nazis have once again concocted a nefarious plan: no bombs, no weapons to change the world forever. Instead, they intend to spread a type of virus that sterilizes anyone who isn’t a Hydra member. In the long run, humanity would die out, leaving only their so-called “enhanced” master race. The Nazis justify this with arguments about unchecked population growth and overuse of planetary resources. And it really seems like, this time, the villains might win—especially since they make quick work of Steve Rogers’ son, Ian, right from the start…
I understand why Panini chose this storyline for their Must-Have collection. For one, writer Rick Remender consolidates all the character background of Sam Wilson that has accumulated over the decades and weaves it together into a coherent narrative. He has refined Wilson’s character profile in a way that perhaps no one before him has, and possibly no one after him will. That the threat posed by Hydra strongly reminds me of Dan Brown’s novel Inferno, where Robert Langdon faces a very similar danger, is a minor detail—even though Inferno was published two years before Wilson took up the mantle. The story is fast-paced and full of twists, and due to the reformed Hydra, it feels a lot like Captain America: The First Avenger. I see that as an advantage.
Stuart Immonen’s artwork perfectly complements the fast-paced action of the story and provides more than enough dynamism to reinforce the feeling of reading an MCU blockbuster. This book is rounded out by the usual title listing from this series, showing what to read next in chronological order. And you will want to, because Sam Wilson’s first big mission ends in a way that practically screams “More!”
Long story short: This volume has once again rightfully earned its place in the Must-Have series.