Roman Empire
[English version below]
Nachdem George Lucas 2012 seine Schöpfung „Star Wars“ und alle Rechte daran für viel Geld an Disney verbimmelte, waren ganz plötzlich sehr viele von den zahlreichen Geschichten und Charakteren, die in Comics, Büchern, Videospielen usw. ersonnen wurden, nicht mehr Kanon. Galt also offiziell nicht mehr „als passiert“, sondern wurde in ein Konstrukt namens Expanded Universe verfrachtet. Das war und ist bedauerlich, weil zum Zeitpunkt der Übernahme durch den Mäusekonzern im Wesentlichen nur noch die Filme als „offiziell passiert“ galten, alles weitere aber nicht. Dadurch sind viele spannende Charaktere dem Rotstift zum Opfer gefallen, die bis heute nicht (wieder) ihren Weg ins „Star Wars“-Universum gefunden haben. Ich denke da zum Beispiel an Kyle Katarn, den Helden aus den „Dark Forces“- bzw. „Jedi Knight“-Computerspielen. Ich denke an Dash Rendar, Mara Jade und noch so einige mehr.
Und hätte Disney nicht die meines Erachtens eher so semi-gelungene Sequel-Trilogie gedreht - die „Erben des Imperiums“-Romane von Timothy Zahn wären die perfekte Fortsetzung gewesen. Wollte man bei Disney aber nicht. Immerhin: eine ganz besondere Figur hat den Sprung in den Kanon geschafft und dank der Serie „Ahsoka“ bei Disney+ mittlerweile auch ihr Live-Action-Debüt gegeben: Großadmiral Thrawn. Und dieser muss sich in „Star Wars: Thrawn - Allianzen“ ausgerechnet mit Darth Vader zusammentun. Vorab: Ich empfehle Popcorn während der Lektüre.
Es herrscht Krieg in der Galaxis und Imperator Palpatine regiert mit der ihm innewohnenden Kaltblütigkeit. Und während sein Großadmiral Thrawn - der einzige Außerirdische, der in der imperialen Armee je einen derart hohen Rang bekleidet hat - das nächste System zur Kooperation mit dem Imperium … öhm … „überzeugt“ hat, verspürt der faltige Wutwichtel eine Erschütterung in der Macht. Er entsendet seinen blauhäutigen Oberbefehlshaber, diesem Phänomen nachzugehen. Und Lord Vader soll ihn bitte schön gefälligst begleiten. Warum, das weiß nur der Imperator selbst.
Die beiden ungleichen Männer, die beide um die Gunst des Imperators konkurrieren, machen sich also auf den Weg, das Mysterium zu lösen. Und schnell zeigt sich, dass diese Typen, die sich schon während der Klonkriege über den Weg gelaufen sind - Vader war damals noch als Anakin Skywalker bekannt - unterschiedlicher nicht sein könnten. Vader so impulsiv, gewalttätig und voller Hass und Wut, wie man ihn kennt. Thrawn hingegen ruhig, kühl, strategisch und kalkulierend. Und so tanzen die Beiden immer am Rande eines Pulverfasses herum und die Funken sprühen schon gefährlich Nahe in Richtung Lunte. Und diese Erschütterung in der Macht, sie reicht zurück zu Ereignissen, die passierten, als Padmé, Anakins Geliebte und Mutter von Leia und Luke, noch am Leben war…
Ich fange mal mit dem Geningel an. Die eigentliche Geschichte rund um diese ominöse Erschütterung der Macht und ihre Auflösung ist eher so mäßig gelungen. Zwar basiert dieser Comic auf dem Roman von Timothy Zahn, ich denke aber dennoch, dass die inhaltliche Adaption im Wesentlichen von Jody Hauser, im Impressum als ebenfalls verantwortlich für den Text angegeben, vorgenommen wurde. Ob hier nicht irgendwie irgendwo irgendwas zu viel gekürzt wurde - keine Ahnung, ich kenne das zugrundeliegende Buch nicht. Das Ende kommt sehr plötzlich und wirkt wie mit der heißen Nadel gestrickt und hinterlässt mich stirnrunzelnd.
Trotzdem ist es eindeutig einer der unterhaltsameren „Star Wars“-Comics. Und das liegt vor allem an den gefeilten Dialogen und dem Verhältnis von Vader und Thrawn. Wie zwei Boxer, die sich im Ring umtänzeln, teilen sie manches Mal (verbal) gegeneinander aus, manches Mal sehr knapp an der Eskalation vorbei. Wie gesagt: Pulverfass, Lunte und die Funken fliegen schon. Das ist für Fans beider Figuren eine höchst vergnügliche Angelegenheit. Ich habe mich dabei ertappt, mir zu wünschen, dass Thrawn und Vader in ihrem Eifer tatsächlich mal gegeneinander antreten. Ich wüsste nicht, welcher von den Beiden am Ende als Sieger vom Platz ginge. Vader anzunehmen, wäre deutlich zu einfach. Aber gut, weg vom Wunschdenken, zurück zum vorliegenden Comic.
Inhaltlich hat dieses Dingelchen also große Momente, wenn auch das übergeordnete Handlungskonstrukt als ausbaufähig anzusehen ist. Optisch gefällt mir der Comic prinzipiell auch gut. Es gibt ein paar wunderbare, interessante Perspektiven, die dem Geschehen ein filmischen Charakter verleihen. Einzig: Auch „Star Wars: Thrawn“ hat mit einer Sache zu kämpfen, die scheinbar oft ein (vermeintliches) Manko ist: sehr starre Anordnung und Aufteilung der Panels. Alles so quadratisch oder rechteckig. Ich kann mich nicht erinnern, dass die Rahmen der Panels hier je durchbrochen wurden. Was schade ist, da es den grundsätzlich angenehm actionreichen Bildern einiges an Tempo und Dynamik nimmt. Dafür punkten die Zeichnungen auf der anderen Seite damit, dass Anakin oder Padmé auch deutlich als solche zu erkennen sind. Unterm Strich bin ich zufrieden.
Das würde ich auch als schlussendliches Fazit dieses Comics ziehen wollen. Ein absolutes Must-Have ist es gewiss nicht, dafür überwiegen die Defizite dann doch. Dennoch: ein Fehlkauf ist es eben auch nicht und für Fans von Thrawn und/oder Vader definitiv trotzdem alles in allem ein unterhaltsames und kurzweiliges Vergnügen. Diese beiden Herren dürften gerne öfters die Galaxie weit, weit entfernt unsicher machen.
When George Lucas sold his creation, Star Wars, and all associated rights to Disney in 2012 for a hefty sum, many of the numerous stories and characters created in comics, books, video games, and more were suddenly no longer canon. Officially, they were no longer considered "as having happened" and were instead relegated to a structure known as the Expanded Universe. This was and remains unfortunate because, at the time of the acquisition by the Mouse Corporation, only the films were considered "officially happened," while everything else was not. As a result, many exciting characters fell victim to the editorial axe and have yet to (re)find their way into the Star Wars universe. I’m thinking, for example, of Kyle Katarn, the hero from the Dark Forces and Jedi Knight video games. Of Dash Rendar, Mara Jade, and many more.
And if Disney hadn’t made the, in my opinion, rather mediocre sequel trilogy—the Heir to the Empire novels by Timothy Zahn would have been the perfect continuation. But Disney didn’t want that. At least one very special character made the jump back into canon and has since debuted in live action, thanks to the Ahsoka series on Disney+: Grand Admiral Thrawn. And in Star Wars: Thrawn - Alliances, he must, of all people, team up with Darth Vader. A quick heads-up: I recommend having popcorn handy while reading.
The galaxy is at war, and Emperor Palpatine rules with his characteristic cold-bloodedness. While his Grand Admiral Thrawn—the only alien ever to attain such a high rank in the Imperial military—has just "persuaded" another system to cooperate with the Empire, the wrinkled rage-goblin senses a disturbance in the Force. He dispatches his blue-skinned commander to investigate. And Lord Vader is to accompany him—whether he likes it or not. Why? Only the Emperor himself knows.
The two vastly different men, both vying for the Emperor’s favor, set out to solve the mystery. It soon becomes clear that these two, who had crossed paths during the Clone Wars—when Vader was still known as Anakin Skywalker—could not be more different. Vader is impulsive, violent, full of rage and hatred, just as we know him. Thrawn, on the other hand, is calm, cool, strategic, and calculating. Thus, the two are constantly teetering on the edge of conflict, and the sparks are flying dangerously close to the fuse. And this disturbance in the Force? It ties back to events from when Padmé, Anakin’s beloved and the mother of Leia and Luke, was still alive…
Let me start with the complaints. The core story surrounding this ominous disturbance in the Force and its resolution is rather mediocre. While this comic is based on Timothy Zahn’s novel, I still suspect that the actual adaptation was primarily handled by Jody Hauser, who is also responsible for the text. Whether too much was cut somewhere along the way—I don’t know, as I haven’t read the original book. The ending comes very abruptly, feels hastily put together, and leaves me scratching my head.
Nevertheless, this is clearly one of the more entertaining Star Wars comics. That is primarily due to the sharp dialogue and the dynamic between Vader and Thrawn. Like two boxers circling each other in the ring, they exchange (verbal) blows, sometimes coming dangerously close to an all-out confrontation. As mentioned before: powder keg, fuse, and sparks flying. For fans of both characters, this is a highly enjoyable affair. I even caught myself wishing that Thrawn and Vader would actually clash at some point. I wouldn’t know who would come out on top. Assuming Vader would win is far too simplistic. But okay, let’s move away from wishful thinking and back to the comic at hand.
In terms of content, this piece has great moments, even if the overarching storyline is lacking. Visually, I also find the comic appealing in principle. There are some wonderful, interesting perspectives that lend a cinematic quality to the events. However, Star Wars: Thrawn also struggles with an issue that often seems to be a (supposed) drawback: a very rigid arrangement and layout of the panels. Everything is so square or rectangular. I can’t recall any instance where the panel borders were broken. That’s unfortunate, as it detracts from the otherwise enjoyably action-packed artwork, reducing its pace and dynamism. On the plus side, the illustrations do ensure that Anakin and Padmé are clearly recognizable as themselves. Overall, I’m satisfied.
That would also be my final verdict on this comic. It’s certainly not an absolute must-have—the shortcomings outweigh the strengths in that regard. However, it’s not a bad purchase either, and for fans of Thrawn and/or Vader, it remains an entertaining and engaging experience. These two gentlemen are more than welcome to continue stirring up the galaxy far, far away.