[English version below]
So richtig begründen kann ich nicht, woher diese Assoziation kommt, aber sie ist eben da. In meinem Kopf ist die Figur Venom, vor allem wenn in Personalunion mit Eddie Brock, ein Synonym für meist brachiale, dafür aber nahezu immer intellektuell nicht sonderlich anspruchsvolle Comiclektüre. Das mag durch seine ersten Auftritte in den 1990er-Jahren begründet sein, wer weiß. Ist auch völlig egal - und vor allem auch völlig okay. Ein Comic im Superhelden-Genre soll mich vor allem unterhalten. Ich möchte manchmal einfach nur Popcorn knabbernd vor den Panels kleben und mich von rastloser Action berieseln lassen. Wenn es Euch ähnlich geht - „Venom: Trennungsängste“ bietet genau solch ein Erlebnis. Geschrieben von Venom-Mitschöpfer David Michelinie geht es, obwohl quasi noch brandneu, zurück in die späten 1990er- bzw. frühen 2000er-Jahre.
Wie schon angedeutet: Einen Blumentopf für die außergewöhnlichste Handlung bekommt dieser Einzelband um den außerirdischen Symbionten mit der Vorliebe für menschliche Gehirne nicht. Im Wesentlichen geht es darum, dass die Tateinheit Venom/Eddie Brock einen gewissen Zebediah Killgrave dingfest machen will. Dieser Schurke von der hinteren Schulbank hat ein bemerkenswertes Talent: Wie Jedis mit ihren Mind Tricks Menschen dazu bringen, das zu tun, was er möchte. Kudos an dieser Stelle übrigens an Autor David Michelinie für das Bringen des obligatorischen „Das sind nicht die Droiden, die ihr sucht“-Gags! Ein bisschen am Koppe manipuliert muss Killgrave, landläufig auch bekannt als Purple Man, die Menschen inzwischen berühren, um seinen Willen durchzusetzen. Während einer Präsentation in einem Hochsicherheitsgefängnis, bei der sich Venom und Rhino gegenseitig die Masken ausbeulen, gelangt der Purple Man irgendwie an ein paar Fetzen der außerirdischen Substanz von Venoms Symbionten. Und damit kommt es für alle anderen zu einer ziemlich ungünstigen Kombination des Gedankenmanipulators mit den enormen außerirdischen Fähigkeiten. Logisch, dass Eddie/Venom, die sich seltsam unvollständig fühlen, den verlustig gegangen Teil ihrer selbst zurückhaben wollen. Noch logischer, dass Mr. Killgrave da nicht so Bock drauf hat. Der nämlich gedenkt, ein Hühnchen mit Dr. Doom zu rupfen - und dafür nicht weniger als den absoluten Genozid in die Wege zu leiten…
Nochmal: Manchmal reicht es wirklich aus, seitenweise fetziger Actionkost serviert zu bekommen. Und das ist hier der Fall. Spannend, temporeich, manchmal humorvoll und über die volle Dauer von rund 120 Seiten hochgradig unterhaltend - das ist „Venom: Trennungsängste“. Außerdem versprüht das Ding wunderbaren Retro-Charme, was ganz wesentlich an den fantastischen Zeichungen von Gerardo Sandoval liegt. Sehr schick, sehr modern - und genauso maßlos übertrieben, wie das um die Jahrtausendwende üblich war. Garniert bzw. abgerundet durch einen ganz dezenten Manga-Touch. Ich fühlte mich beispielsweise an „Battle Chasers“ bzw. die Werke von Joe Madureira erinnert oder auch an die absolut übertriebenen Proportionen von Deadpool-Schöpfer Rob Liefeld. Nur eben hier nicht mit enormen Oberweiten bei den weiblichen Protagonistinnen, sondern mit den massiven Muskelbergen Venoms.
Alles in allem: Für Venom-Fans definitiv ein Pflichtkauf, würde ich sagen. Und für alle anderen, die Popcorn-Blockbuster im Comicformat genießen wollen, der keinen weiteren Anspruch als pure Unterhaltung an sich stellt und diesen quasi übererfüllt, ebenfalls eine sehr lohnenswerte Investition. Ich bin sogar geneigt zu sagen: Definitiv der beste Venom-Comic der jüngeren Vergangenheit!
I can’t quite explain where this association comes from, but it’s just there. In my mind, the character Venom—especially when bonded with Eddie Brock—is synonymous with mostly brutal, but almost always intellectually undemanding comic book reading. Maybe it’s because of his first appearances in the 1990s, who knows? It doesn’t really matter—and more importantly, it’s totally fine. A superhero comic’s primary job is to entertain me. Sometimes, I just want to sit back, munch on some popcorn, and let myself be swept away by relentless action. If you feel the same way, Venom: Separation Anxiety is exactly the kind of experience you’re looking for. Written by Venom co-creator David Michelinie, this book may be brand new, but it takes us straight back to the late ’90s and early 2000s.
As I already hinted: This standalone story about the alien symbiote with a taste for human brains isn’t winning any awards for groundbreaking storytelling. Essentially, it’s about the Venom/Eddie Brock duo trying to take down one Zebediah Killgrave. This second-tier villain has a remarkable ability: much like Jedi mind tricks, he can make people do whatever he wants. By the way, kudos to writer David Michelinie for sneaking in the obligatory “These aren’t the droids you’re looking for” joke! A bit past his prime, Killgrave—better known as the Purple Man—now has to physically touch people to control them. During a demonstration at a high-security prison, where Venom and Rhino are busy knocking the masks off each other, the Purple Man somehow gets his hands on a few scraps of Venom’s alien symbiote. And just like that, we have a pretty unfortunate combination of a mind manipulator with enormous extraterrestrial powers. Naturally, Eddie/Venom, who now feel strangely incomplete, want their missing piece back. Just as naturally, Mr. Killgrave has absolutely no interest in giving it up. He’s got bigger plans—namely, settling a score with Dr. Doom, and for that, he’s plotting nothing less than total genocide...
Again: Sometimes, all you really need is page after page of explosive action, and that’s exactly what this book delivers. Fast-paced, exciting, occasionally humorous, and thoroughly entertaining for all 120 pages—that’s Venom: Separation Anxiety. Plus, it oozes an incredible retro charm, thanks in large part to the fantastic artwork by Gerardo Sandoval. Slick, modern, and just as gloriously over-the-top as comics used to be around the turn of the millennium. The visuals have a slight manga touch, too, reminding me of Battle Chasers, Joe Madureira’s work, or the ridiculously exaggerated proportions typical of Deadpool creator Rob Liefeld—though thankfully, instead of oversized female characters, we get the massive muscle-bound figure of Venom.
All in all, I’d say this is a must-buy for Venom fans. And for anyone else who enjoys popcorn-blockbuster-style comics with no greater ambition than pure entertainment—and absolutely nails it—it’s also a very worthwhile investment. In fact, I’m tempted to say: Definitely the best Venom comic in recent months!
Roman Empire