Roman Empire
[English version below]
In der Vergangenheit habe ich es schon ein paar Mal kundgetan und werde wohl auch zukünftig nicht müde, das zu betonen, aber: Ist der Name Tom King als Autor an einem Comic angegeben - nimm mit! Der Auftakt zu seinem Run bei „Wonder Woman“, den er unter der „Dawn of DC“-Initiative durchführt, war nicht weniger als Weltklasse! Erinnern wir uns: In einer dieser typischen Trucker Bars kommt es zu einem Zwischenfall, in deren Verlauf eine Frau mehrere Menschen tötet. Da die Opfer allesamt männlich sind, steht für die Regierung und die Öffentlichkeit schnell fest: Das können nur Amazonen gewesen sein, die nun gekommen sind, den American Way of Life anzugreifen! Das ist natürlich kompletter Bullshit, aber irgendwer findet immer Gruppierungen, die als Sündenböcke herhalten müssen. Seien dies nun Kommunisten, Juden, Schwarze, Transmenschen oder auch die „Woken“. Teile und herrsche und so weiter. Es kommt zu dem, was wir derzeit leider auch in den echten USA beobachten müssen: Massendeportationen, Gewalt. Und Prinzessin Diana mittendrin. Nach langen und erbitterten Kämpfen fällt auch sie und gerät in die Gefangenschaft des Schattenkönigs der USA, einem Typen, der sich selbst als Souverän bezeichnet. Und ebenso wie Diana hat auch er ein Lasso mit übernatürlichen Fähigkeiten, das er gegen Diana einsetzt.
Das soll als kurzer Abriss in die Geschehnisse des ersten Bandes genügen. Da dieser bereits im August vergangenen Jahres hier Thema war, hielt ich es für angebracht, einen kurzen Blick zurück zu werfen. Der vorliegende zweite Band setzt die Geschichte um den Souverän selbstverständlich fort. Allerdings sind hier auch weitere Storys versammelt, die nur indirekt oder gar nichts mit den Ereignissen aus Band 1 zu tun haben.
Hineingeworfen werden wir in eine reichlich ungewöhnliche Handlung, in der Wonder Woman und Superman in einer intergalaktischen Mall unterwegs sind, um anlässlich von Batmans Geburtstag ein Geschenk zu besorgen. Was es in diesem Einkaufszentrum nicht gibt, gibt es vermutlich nirgendwo in der Galaxis. Und doch: was schenkt man eigentlich diesem miesepetrigen Dauergriesgram, der zum Lachen in den Batkeller geht? Gar nicht so einfach, hier was zu finden. Diese Geschichte spielt vor dem 5. Kapitel des ersten Teils und immer wieder lässt Autor Tom King durchblitzen, dass die Situation in den USA, der Konflikt zwischen den Amazonen und Dianas Wahlheimat ihr schwer zu schaffen machen. Dies, sowie die gesamte Handlung rund um den Schattenkönig (wer hat hier Deep State gerufen?) wird, angesichts der realen Ereignisse in den USA, nur um so bitterer. Man denke nur an das Foto, das vom offiziellen Instagram-Account des Weißen Hauses veröffentlicht wurde und Präsident Trump als König zeigte. Beinahe scheint es, als habe King, jahrelang für den amerikanischen Geheimdienst tätig, ehe er zum (Comic-)Autor wurde, die Zustände vor der Wahl sehr genau beobachtet und diese Beobachtungen in seine Erzählung einfließen lassen. Ich möchte ihm keine prophetischen Talente unterstellen - ansonsten würde ich ihn nach den Lottozahlen fragen - aber einen Beigeschmack hat das alles schon. Die Wirklichkeit überholt die Fiktion in Teilen. Es wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, an dem die Superhelden aller Geschmacksrichtungen auf den Plan treten. Sag ja nur.
Nach diesem Shopping-Trip, in dem sich der Mann aus Stahl und die Frau der Wunder die Nägel haben maniküren lassen (!), findet sich Diana gefangen in der Zelle des Souveräns wieder. Und wird mit dessen Lasso mit verschiedenen Situationen konfrontiert, die sie und ihren Willen brechen sollen. So wird sie beispielsweise zum Heimchen am Herd, deren einziger Lebenszweck es ist, ihrem Mann (ausgerechnet Steven in diesem Fall) zu gehorchen und zu dienen. Schön sein, Haushalt und Küche schmeißen, bei Bedarf flachlegen lassen (aber bitte nicht noch genießen!) und ansonsten die Klappe halten. Patriarchale Strukturen vom Feinsten, begründet in religiösem Fanatismus, der sich stets die passenden Stellen aus der Bibel herauspickt und nach Belieben um eigene Interpretationen oder Kontext nach eigenem Gusto ergänzt. Wohin religiöse Rechte die Welt allgemein und die USA gerade ganz besonders steuern, müssen wir dank Trump, Musk, Vance, der Heritage Foundation und dem Project 2025 jeden Tag live mitverfolgen. Wohin das führen wird, ist ungewiss, aber die aktuelle Situation macht mir mehr als Bauchschmerzen.
Der Souverän jedoch, der in dieser Geschichte auch als Erzähler fungiert, wird lernen müssen, dass sich der Wille von Diana nicht brechen lässt…
Darüber hinaus sind noch drei weitere Storys in diesem Band, geschrieben von Jimmy Palmiotti. In einer geht es darum, in einem an „Tomb Raider“ erinnernden Abenteuer die in eisigen Bergen abgestürzte Lois Lane aus den Fängen eines Monsters zu befreien. Ein Monster ist auch das Thema der zweiten Geschichte, auch wenn es sich hier um ein Alien handelt, das dank eines Asteroiden, dessen Aufprall auf der Erde Diana in letzter Sekunde noch abmildern konnte, beim Volk der Affen gelandet ist und dort für Aufruhr sorgt. Und in der dritten Geschichte kommt der Pinguin auf die glorreiche Idee, dass die Superschurken dieser Welt nicht immer ihre Erzfeinde bekämpfen sollten, sondern sich vielleicht via Los mal jemand anderes vornehmen. Geniale Idee, dass da vorher noch niemand drauf gekommen ist. Denkt Euch einen Facepalm an dieser Stelle. Wie dem auch sei, Dianas neuster Erzfeind ist Scarecrow, herumschnüffeln an dessen Wahnsinn und Halluzination auslösenden Gasen inklusive. Zu leugnen ist nicht, dass diese Geschichten einen gewissen Unterhaltungswert haben, nötig gewesen wären sie jedoch nicht.
Zu gut ist einfach das, was Tom King hier schon wieder abliefert! Dass Ihr blind kaufen könnt, wo sein Name auf dem Cover steht, erwähnte ich schon, oder? Der nächste „Wonder Woman“-Comic aus seiner Feder wird mit dem nächsten großen DC-Event „Absolute Power“ zu tun haben. Ich wäre nicht im Mindesten überrascht, wäre seine Arbeit das größte Highlight dieses Events. Wir werden sehen. Was die „Dawn of DC“-Initiative angeht, so ist „Wonder Woman“ mit weitem Abstand der größte Wurf, der dem traditionsreichen Verlag gelungen ist. Ein paar Gründe dafür stehen hier im Text.
Auch die Zeichnungen von Daniel Sampere sind wieder Ablieferung auf allerhöchstem Niveau. Klare, schnörkellose Strichführung, die in genau das richtige Maß findet, Actionszenen entsprechend temporeich zu präsentieren und auf der anderen Seite in den ruhigen Momenten viele Details liefert, auf denen das Auge gern verweilt. Ich würde sogar behaupten wollen, dass die Kombination King/Sampere derzeit das Beste ist, was der Amazonenprinzessin passieren konnte. Die Untermauerung für meine These liefern die drei Bonusgeschichten. Dass ich mal zum glühenden Fan von Wonder Woman werde, hatte ich selber nicht auf meiner Bingo-Karte, aber so ist es. Das ist derzeit einfach eine der großartigsten Serien auf dem Markt, die sich kein Comicfan, ganz gleich welchen Lagers, entgehen lassen sollte!
I’ve said it before, and I won’t stop saying it anytime soon: If Tom King is listed as the writer of a comic—grab it! His Wonder Woman run, part of the Dawn of DC initiative, kicked off at an absolutely world-class level. Let’s recap: In a typical trucker bar, a violent incident occurs, leaving multiple men dead. Since all the victims are male, the government and media quickly reach an obvious conclusion: This must be the work of Amazons who’ve come to destroy the American way of life! Of course, that’s complete nonsense—but there’s always a group willing to be scapegoated. Communists, Jews, Black people, trans people, or the so-called "woke." Divide and conquer, and so on. What follows mirrors what we’re sadly witnessing in the real USA: mass deportations, escalating violence. And right in the middle of it all? Princess Diana.
After long and bitter battles, she too falls and is captured by the shadow ruler of the United States—a man who calls himself the Sovereign. And just like Diana, he wields a supernatural lasso, which he uses against her.
That’s the short version of Wonder Woman Vol. 1. Since I covered it back in August, a quick look back felt appropriate before diving into the sequel. The second volume continues the Sovereign storyline but also includes additional stories that are only loosely connected—or entirely unrelated—to the events of the first book.
The opening throws us into an unusual adventure: Wonder Woman and Superman take a trip to an intergalactic mall to find a birthday gift for Batman. If this mall doesn’t have it, it probably doesn’t exist anywhere in the galaxy. But what do you even get for the ultimate grump who laughs maybe once a decade? Not an easy task. This story takes place before Chapter 5 of the first volume, and Tom King subtly weaves in how deeply the escalating Amazon-U.S. conflict weighs on Diana. This, along with the entire Sovereign plot (shoutout to anyone thinking Deep State), feels even more chilling given the real-world events in the United States. Just think of that infamous White House Instagram post showing President Trump depicted as a king.
It almost seems as if King—who worked for the U.S. intelligence services before becoming a comic writer—had been closely observing the political landscape in the lead-up to the election and poured those observations straight into his storytelling. I’m not saying he’s prophetic (otherwise, I’d ask him for the winning lottery numbers), but there’s definitely a bitter taste to all of this. Reality is catching up with fiction. If there was ever a time for superheroes of all kinds to step in—it’s now. Just saying.
After this shopping trip—during which the Man of Steel and the Amazon warrior literally get their nails done (yes, really)—Diana finds herself imprisoned in the Sovereign’s cell. His lasso forces her into visions designed to break her spirit. In one, she becomes the perfect housewife—her sole purpose in life reduced to obeying and serving her husband (of all people, it’s Steve). Look pretty, keep house, cook, lie back when needed (but God forbid she actually enjoy it), and most importantly—stay silent. A textbook example of patriarchal oppression, rooted in religious fanaticism that cherry-picks scripture to justify its own twisted worldview.
We don’t have to look far to see where religious extremism is steering the world—especially the U.S. With figures like Trump, Musk, Vance, the Heritage Foundation, and Project 2025 leading the charge, we’re witnessing it unfold in real-time. Where this will all end is uncertain, but I can’t shake the gnawing anxiety about what’s to come.
One thing is certain, though: The Sovereign—who also serves as the narrator in this story—is about to learn the hard way that Diana’s will cannot be broken.
Beyond that, this volume features three additional stories written by Jimmy Palmiotti. One follows a Tomb Raider-style adventure where Lois Lane has crashed in an icy mountain range and must be rescued from a monstrous creature. Another story revolves around an alien that crash-landed among apes after an asteroid impact—an impact that Diana managed to soften at the last second. And in the third, the Penguin hatches a brilliant (sarcasm alert) scheme: Instead of villains constantly fighting their usual arch-nemeses, why not mix things up and draw lots to take on different heroes? Brilliant. Can’t believe no one thought of this before. Insert facepalm here.
Diana’s lucky draw? Scarecrow—cue hallucination-inducing gas, nightmares, and psychological torment. While these stories offer some entertainment value, they weren’t really necessary.
Because, honestly, what Tom King is delivering in this main storyline is just on another level. Have I mentioned that you can buy anything with his name on the cover blindly? Yeah? Good. The next Wonder Woman comic by him will tie into DC’s next major event, Absolute Power. And I wouldn’t be the least bit surprised if his contribution turns out to be the highlight of the entire thing. We’ll see.
As for Dawn of DC, Wonder Woman is, without a doubt, the biggest triumph of this initiative. Several reasons why are laid out in this very text.
And let’s not forget Daniel Sampere’s artwork—it’s top-tier. His crisp, no-frills linework strikes the perfect balance: explosive and dynamic for action scenes, rich in detail for quieter moments. I’d even go as far as saying that King and Sampere are the absolute best thing that could’ve happened to Wonder Woman right now.
And if you need proof? Just compare their work with the three extra stories.
Honestly, I never expected to become a die-hard Wonder Woman fan. But here we are. Right now, this is one of the best comic series on the market, and no true fan—regardless of their preferred publisher—should miss out on it.