[English version below]
Das Thema Zeitreisen bietet sich seit je her für Gedankenspiele aller Art an. Ich bin mir sicher, die meisten von Euch haben schon mal überlegt, was sie wohl tun würden, hätten sie die Möglichkeit, sich beispielsweise in der Zeit zurückzubewegen. Kommt mir bitte nicht mit „die Lottozahlen vom 120-Millionen-Euro-Lottojackpot mitnehmen“, bisschen kreativer dürfte es schon sein.
Auch in der Popkultur ist das Thema Zeitreisen tief verwurzelt. Immer wieder findet sich ein neuer Film, eine neue Serie, ein neues Buch, ein neues Videospiel oder, wie bei meinem Thema hier und jetzt, ein neuer Comic, wo einem fast als ausgelutscht geglaubten Ausgangspunkt für die Story neue Ideen abgerungen werden sollen. „A Vicious Circle – Ein Teufelskreis“ hört sich zunächst nach Post-Hardcore-Band nebst neuem Album an, ist aber ein von Lee Bermejo („Batman Damned“) illustriertes Kunstwerk, dem es tatsächlich gelingt, der Zeitreise-Thematik ein paar neue Twists abzugewinnen.
Niemals dürfe er in den Keller gehen! Das erklärte Shawn Tacker noch seinem Sohn Tommy, denn da unten im Keller wohne das Monster. Hätte das Kind doch nur gehört. Nun liegt der Junge im Sterben, seine Mutter Elise ist ebenfalls schwer verwundet? Und Shawn Tacker? Ist eigentlich Attentäter, der aus der Zukunft in einer Zeit in den Vereinigten Staaten landete, in der man noch mit allen Mitteln versuchte, die Rassentrennung beizubehalten.
Scheinbar hatte Tacker geglaubt – oder wenigstens gehofft – ein einfaches und bescheidenes Leben führen zu können. Dafür allerdings hätte er aber vermutlich nicht seinen Widersacher Ferris im Keller einsperren dürfen. Denn der hat nur darauf gewartet, dass jemand einen Fehler macht und er sich so aus seiner Gefangenschaft befreien kann. Tacker sinnt auf Rache. Aber einfach seinem Kontrahenten die Lichter auspusten geht nicht. Dafür muss Tacker ihn erst einmal finden. Was sich als durchaus schwierig gestaltet, wenn man, nachdem
Ich will mal so sagen: Auch wenn die Idee, dass beide Attentäter jedes Mal einen Sprung durch die Zeit machen und in immer neuen Epochen landen – vom New Orleans der 1950er-Jahre bis zum Tokio des 22. Jahrhunderts – durchaus Charme hat, so ist die von Mattson Tomlin geschriebene Story nicht die größte Stärke dieses Comics. Auch wenn ich das Gefühl habe, dass dieser erste von drei Bänden Erwartungen und Sympathien bewusst in bestimmte Richtungen lenkt und dass im Verlaufe der folgenden Bände mindestens noch ein größeres Aha-Erlebnis auf uns wartet. Vielleicht irre ich mich auch. Dennoch kann ich mich dieses Eindrucks nicht erwehren.
Zu einem Must-Have wird dieser Comic durch die atemberaubenden Illustrationen von Lee Bermejo. Je nach Epoche, in der sich die Protagonisten gerade bewegen, wechselt Bermejo scheinbar mit schlafwandlerischer Sicherheit und absoluter Kunstfertigkeit zwischen Zeichenstilen. Das kann hyperrealistisch und nur in schwarz-weiß-grauen Abstufungen sein, so wie zu Beginn des Comics, der in den 50ern angesiedelt ist. Das kann mehr nach klassisch-konventioneller Superhelden-Comickunst aussehen wie der Ausflug in die Zukunft. Oder es ist direkt inspiriert von Gemälden alter Meister, so wie mancher Trip in die Vergangenheit.
Aber egal was: Jedes einzelne Panel ist ein optisch überragender Hochgenuss! Da ist es nur gut und richtig, dass der Comic in großem Albumsformat veröffentlicht wurde. So kommen die beeindruckenden Bilder die Möglichkeit, noch besser auf die Betrachtenden zu wirken. Ich lese inzwischen ja wieder so einige Comics, wenn das Jahr lang ist, aber das hier gehört zweifelsfrei zum absolut Sehenswertesten der letzten Monate. Irre gut! Ich bin gespannt, wo die Reise für Shawn Tacker noch hingehen mag. Für Fans wirklich schöner Bilder ist dieser Comic definitiv eine Pflichtanschaffung.
The concept of time travel has always inspired countless imaginative scenarios. I’m sure most of you have pondered what you'd do if you had the chance to journey back in time. And please don’t come at me with “taking down the winning lottery numbers for that €120 million jackpot”—let’s be a bit more creative, shall we?
Time travel has long been deeply rooted in pop culture. There’s always another film, series, book, video game, or—in the case of my topic today—a comic attempting to squeeze fresh ideas from what might seem like a well-worn premise. At first glance, "A Vicious Circle" sounds like the latest album by a post-hardcore band, but it's actually a comic illustrated by Lee Bermejo ("Batman: Damned"), which genuinely manages to inject some exciting new twists into the time-travel theme.
"Never go down into the basement!" That's the warning Shawn Tacker repeatedly gave his son Tommy because down there, beneath the house, lived a monster. If only the child had listened. Now Tommy lies dying, his mother Elise is severely wounded, and Shawn Tacker? Well, he's actually an assassin who landed in a past era of the United States, one where segregation was still fiercely enforced.
Tacker seemingly believed—or at least hoped—he could lead a simple, modest life. But perhaps he shouldn't have imprisoned his enemy Ferris in the basement. Ferris had been patiently waiting for someone to slip up, providing him the opportunity to break free. Now Tacker seeks revenge, but it's not as simple as just pulling the trigger. First, he has to find Ferris—a task complicated by the fact that every time Ferris kills, they both leap through time, landing in entirely new locations and eras.
Let me put it this way: while the concept of two assassins repeatedly jumping through time—landing in settings ranging from 1950s New Orleans to 22nd-century Tokyo—certainly holds charm, Mattson Tomlin's storyline itself isn't the comic’s strongest point. Although I have the distinct feeling this first of three volumes deliberately directs readers’ expectations and sympathies, hinting at a significant twist or revelation awaiting us in upcoming installments. Or perhaps I'm mistaken—but I can't shake this impression.
What truly transforms this comic into a must-have are Lee Bermejo's stunning illustrations. Depending on the era in which the protagonists find themselves, Bermejo effortlessly and masterfully switches art styles. It might be hyper-realistic, presented only in shades of black, white, and gray—as at the beginning of the comic, set in the '50s. Or it might adopt a more classic, conventional superhero-comic style during trips into the future. Sometimes, it’s directly inspired by the paintings of the Old Masters, as during certain journeys into the past.
Regardless, each and every panel is visually breathtaking! It's therefore completely appropriate and beneficial that the comic was published in a large album format, allowing these extraordinary images to captivate the viewer even more effectively. I’ve read quite a few comics lately, but this one unquestionably ranks among the most visually impressive I've encountered in recent months. Truly outstanding! I can't wait to see where Shawn Tacker's journey takes him next. For fans of exceptional artwork, this comic is absolutely essential.
Roman Empire