[English version below]
Spontan wüsste ich nicht, ob in der jüngeren Vergangenheit Ereignisse in der Comicwelt passiert sind, die so einschneidend, so nachhaltig prägend und verändernd waren, dass sie „eine Delle ins Universum“ zu schlagen vermochten, wie es Steve Jobs dereinst ausdrückte. Gleichwohl: es gab sie in der Vergangenheit, diese Geschehnisse. Im Jahr 1988 gab es in der Welt von Batman derer gleich zwei. Einerseits natürlich der ewige Klassiker „Batman: The Killing Joke“ von Alan Moore und Brian Bolland. Ein famos erzähltes Meisterstück, das noch heute mit Fug und Recht zu den besten Geschichten gehört, die dem Mitternachtsdetektiv jemals aufs Cape geschrieben wurde.
Um diese Erzählung geht es mir aber gar nicht, sondern um „Batman: Ein Tod in der Familie“, inszeniert im gleichen Jahr von Jim Starlin und Jim Aparo. Alle, die sich nur entfernt für Comics rund um die berühmteste Fledermaus der Welt interessieren, wissen vermutlich, was anno dazumal passierte. Falls nicht, hole ich Euch kurz und knapp ins Boot: In Äthiopien prügelte der Joker Batmans zweitem Robin, Jason Todd, buchstäblich die Seele aus dem Leib. Jener hielt sich damals dort auf, um seine verschwundenen Eltern ausfindig zu machen. Am Ende dieses Quasi-Martyriums, ließ der Joker den jungen Mann schwer verletzt zurück - alles einäschernde Explosion inklusive.
Der Clou an der Geschichte: Via Telefonabstimmung ließ DC seine Leserschaft darüber abstimmen, ob Robin/Jason Todd lebend aus der Nummer rauskommt oder nicht. Kam er nicht. Jason Todd, der zweite Robin nach Dick Greyson (heute als Nightwing bekannt), zahlte seine Verbandelung mit Batman mit dem Leben. Dass Todd viele Jahre später als Red Hood auf wundersame Weise von den Toten auferstehen sollte, ist ein anderer Schnack. Die Frage, die sich sicher so einige Comicfans ever since stellten, war: was wäre eigentlich gewesen, hätten die Abstimmung zu einem anderen Ergebnis geführt? Dieser Frage geht nun, großzügig aufgerundet, fast 40 Jahre später „Batman: Ein Todesfall in der Familie - Robin lebt!“ nach. Ist das Kunst oder kann das weg?
DC hatte damals nicht übermäßig viel Vorlauf, um auf die Ergebnisse der Abstimmung zu reagieren. Ich gebe mich der Spekulation hin, dass man damals schon davon ausgegangen ist, dass die Abstimmenden Robin dem Tod überlassen würden, vielleicht einfach nur um zu kucken, ob DC wirklich durchzieht. Dennoch mussten die Verantwortlichen damals auch davon ausgehen, dass die Leserschaft ihr Herz für den schwierigen zweiten Robin entdeckte und der Boy Wonder glimpflich aus der Angelegenheit herauskommt. Es existierten also bereits erste Entwürfe, Ideen usw., und darauf stützten J. M. DeMatteis und Rick Leonardi ihren Ausflug in eine alternative Zeitlinie, die an die Ereignisse in Äthiopien anknüpft. Mit dem Unterschied, dass Jason Todd dieses Mal mit dem Leben davon kam.
Gebrochen, aber nur wütender als zuvor. Wie irgendwie alle, die zu dicht in Batmans Fahrwasser fahren. Erzählt wird die Story aus der Perspektive einer Psychologin, die zunächst den Auftrag hat, Jason Todd von seinen Traumata zu heilen. Nur ist eben Todd nicht ihr einziger Patient, auch Bruce Wayne nimmt im Laufe der Handlung Platz auf ihrem Sofa. Der hat schließlich auch mehr als genug Baustellen, an denen sich mit der Heilung der Psyche beauftragtes Fachpersonal ausleben kann. Ob und wie und in welchem Umfang das Unterfangen jener Psychologin von Erfolg gekrönt ist, sei an dieser Stelle nicht verraten. Broken people in a broken world sind im Kosmos von Batman irgendwie alle. Ob da Heilung überhaupt möglich ist?
So richtig will mich dieser neuerliche Ausflug in eines der dramatischsten Ereignisse der Batman-Geschichte nicht überzeugen. Vielleicht aufgrund der Tatsache, dass es sooo viele Jahre nach den ursprünglichen Geschehnissen einfach nicht mehr nötig gewesen wäre. Aber je nun, jetzt ist das Ding eben da und wir müssen kucken, wie wir damit umgehen. Alles in allem würde ich sagen, dass das nicht die beste Batman-Story ist, die ich je gelesen habe. Aber um ihr die Ehre zu retten: sie thematisiert einige interessante Aspekte. Allen voran natürlich die Frage: Wie kommt einer wie Bruce Wayne eigentlich auf die (streng genommen) wahnwitzige Idee, traumatisierte Kinder bei sich aufzunehmen, sie wie seine Kinder zu behandeln, nur um sie dann als Sidekicks mit neuerlichem Wahnsinn zu konfrontieren? Dass dem Brucens eigene, gebrochene Seele daran einen enormen Anteil hat, konnten wir uns alle vermutlich schon denken. Ausgesprochen wurde es dennoch bisher nicht, soweit ich weiß. Kudos also an dieser Stelle für das sehr ausführliche Aufarbeiten dieses definitiv nicht unwichtigen Aspekts. Schön auch, dass Panini den Band um die ersten gezeichneten Entwürfe angereichert sowie auch um die ursprüngliche Werbeanzeige, mit der zur Abstimmung um Robins Schicksal aufgerufen wurde.
Die Zeichnungen hingegen wollen mir nicht wirklich zusagen. Es ist über weite Strecken sehr skizzenhaft, was nicht problematisch wäre, kombiniert mit sehr grober Strichführung, die mich an Zeichnerei mit dicken Wachsmalstiften erinnert. So richtig sehenswert ist das nicht, auch wenn das für diese Geschichte gebotene Tempo und die notwendige Dynamik gut herausgearbeitet wurde. Umgekehrt: Die vielen emotionalen Szenen, in denen die Mimik so wichtig gewesen wäre, hätte detaillierter ausfallen können. Sicher mag es Menschen geben, welche die Bilder ganz toll finden. Ich bin es nicht.
Unterm Strich bleibt ein durchwachsener Eindruck. Es gibt, wie oben beschrieben, durchaus wichtige und interessante Ideen, die gerade der Figur Batman neue Impulse verleihen. Und doch: nötig gewesen wäre dieses Werk nicht. Ich rate nicht von einer Anschaffung dieses Comics ab. Eine Must-Have-Empfehlung gibt es aber eben auch nicht.
Off the top of my head, I can't recall any recent comic book event that truly felt like it left a dent in the universe – to borrow Steve Jobs' famous phrase. Sure, there have been big moments, of course. But few carry the seismic weight of certain stories from the past. Take 1988, for instance – a monumental year in the Batman mythos. Two major events. The first, of course, being the iconic Batman: The Killing Joke by Alan Moore and Brian Bolland, an unparalleled masterpiece that’s still among the most essential Bat-stories ever told.
But that’s not the story I want to talk about today.
Let’s shift focus to Batman: A Death in the Family, released the same year and crafted by Jim Starlin and Jim Aparo. If you've ever dipped a toe into Gotham’s darker tales, you probably know what happened back then. But just in case: in Ethiopia, the Joker beat the ever-living soul out of Jason Todd – the second Robin – as the young man searched for his missing birth mother. Joker left him bleeding, broken... and finished the job with an explosion.
The twist? DC left the decision to the fans. A phone-in poll determined Jason’s fate: should he live or die? The readers voted – and Jason died. Brutally. It was a moment that shocked the comic world and stuck with readers for decades. Jason Todd’s eventual resurrection as Red Hood is another story altogether. But ever since, fans have wondered: What if the vote had gone the other way?
Well, nearly 40 years later, Batman: A Death in the Family – Robin Lives! gives us a glimpse into that alternate timeline. So... is this art, or should we have left it in the vault?
Back then, DC didn’t have a lot of time to prepare two separate paths. I suspect they were already banking on readers choosing death – if only to see if DC had the guts to go through with it. Still, they had some rough outlines of what a survival arc might look like. And it’s those scraps that J. M. DeMatteis and Rick Leonardi build upon in this new what-if story that imagines a world where Jason lives through that horror.
Survives? Yes. Heals? Not quite.
Jason’s trauma, rage, and bitterness are central here. He’s very much a product of Gotham—damaged, volatile, dangerous. The story is framed through the eyes of a psychologist tasked with helping Jason process his pain. But she’s not only treating him. Bruce Wayne also finds himself on her couch—unsurprising, really, given his own deep-seated trauma and questionable life choices. Whether either of them finds healing is left ambiguous. After all, in Gotham, isn’t everyone a little bit broken?
As much as I wanted to love this trip down memory lane, I can’t quite say it landed for me. Maybe it’s because the original story was so definitive. Maybe it’s the sheer gap in time. Do we really need this story now? It’s not a bad comic by any means. In fact, it brings up some compelling questions—especially about Batman himself.
Chief among them: What kind of man takes in traumatized children and dresses them up to fight crime? What does that say about Bruce Wayne and the fractured mind behind the mask? These aren’t new questions, but the comic does tackle them head-on, which deserves praise. It adds nuance to Batman’s legacy—and that’s not nothing.
I also appreciate Panini’s inclusion of early concept art and even the original ad for the infamous vote. For longtime fans, it’s a cool slice of history.
The artwork, however, didn’t do it for me. The style is rough, sketchy, and often lacks the emotional depth needed for the kind of story being told. There's energy and motion in the action scenes, sure—but the more intimate, human moments suffer from a lack of subtlety in facial expressions and detail. At times, it felt like reading a comic drawn with crayons. That’s harsh, I know—but visually, this didn’t click with me.
So, where does that leave us?
Batman: A Death in the Family – Robin Lives! offers some thoughtful moments and dives into key character dynamics that have long been begging for closer scrutiny. But it’s also not essential reading. If you’re deeply invested in the history of the Bat-Family, or just curious about this famous fork in the road, it’s worth a look. But if you skip it, you’re not missing a milestone.
Not a must-have. Not a must-avoid. Just... an interesting what if, with a few emotional punches—some landing harder than others.
Roman Empire