[English version below]
Diese beiden. Mensch, wer hätte das gedacht? Einer von ihnen ist aus der deutschen Fernsehlandschaft aktuell nicht wegzudenken und sich in dieser für kaum einen Lötzinn zu schade. Den anderen kennt man als Musiker, dessen bekanntestes, bisheriges Arbeitsumfeld Wir sind Helden ist. Oder war. Die Rede ist von Klaas Heufer-Umlauf (ja, der) und Mark Tavassol. Zusammen machen sie seit geraumer Zeit im stillen Kämmerlein Musik. Freitag, der 27. September 2013 ist DER Tag für GLORIA, so der Name von Band und Album, ins Lampenricht zu treten. Ist dann auch wirklich allerhöchste Zeit!
Nun könnte man denken, eine Band zu gründen ist das Mittel der Wahl, wenn sich einer der Beteiligten im Fernsehbusiness langweilt und der andere abseits der „Hauptband“ neue Beschäftigungsfelder sucht. Und vor allem ist so eine Band ja auch schnell aus dem Boden gestampft. Könnte man denken, ja. Aber nö, die Geschichte von GLORIA reicht schon ein paar Tage länger zurück. Bis ins Jahr 2006 nämlich. Lange, bevor mit neoparadise der Rummel um Klaas richtig los ging. Und auch eine ganze Weile, bevor Wir sind Helden nach ihrem bis dato letzten Album „Bring mich nach Hause“ quasi in der Versenkung verschwanden. In jenem Jahr wurde dank gemeinsamer MTV-Auftritte der Grundstein gelegt, der dann 2008 ein erstes Fundament bekam. In jenem Jahr begann das Duo damit, Songs zu basteln. Bissel Textschreiberei hier, bissel jammen da. Ein bisschen puzzeln, ein bisschen zusammenfügen. Und dabei noch unbewusst an einem großen Ganzen arbeiten. Irgendwas ist dabei stets hängen geblieben. Irgendwann war die kritische Masse erreicht, die dazu führt, das besagte Ganze in einen amtlichen Rahmen zu packen, dem Kind einen Namen zu geben und so richtig, mit vollem Ernst und Eifer an einem Album zu schrauben. Mark Tavassol wird dazu wie folgt zitiert: „Heutzutage tut man viele Dinge ja nur, wenn man ein Ziel mit ihnen verfolgt. Mit unserer Musik lief es aber so, wie es eigentlich sein sollte: Wir hatten einfach nur Lust, sie zu machen„.
Und, liebe Freund:innen, bitte glaubt mir eines: diese Lust am Machen, diese pure Begeisterung, an etwas frei jeglicher Erwartungen herangehen zu können, merkt man diesem selbst betitelten Debütalbum in jeder Sekunde der leider, leider nur knapp 40 Minuten währenden Spielzeit an. Da wohl niemand damit gerechnet hätte, dass nu ausgerechnet diese beiden Herren sich zusammentun würden, um ein Album zu machen, hatten sie alle Freiheiten der Welt, konsequent ihr eigenes Ding durchzuziehen. Herausgekommen ist dabei ein gitarrenlastiges Pop-Album, das mit mehreren Dingen überrascht: den pfiffigen Texten, welche, bis auf eine Ausnahme, aus der Feder von Klaas und Mark stammen. Der überraschend guten, weil markanten Singstimme von Klaas. Den entspannten Arrangements, der sauberen Produktion und dem dynamischen Klang.
Bodenständig und ehrlich. Das sind zwei Schlagworte, die einem unweigerlich in den Sinn kommen, wenn man den kleinen Geschichten folgt, die wie mitten aus dem Leben gegriffene Momentaufnahmen wirken. Wer von uns kennt denn nicht diese Heinis, die nach dem Prinzip „heute hüh, morgen hott“ leben, unfähig zu klaren Ansagen, festen Zusagen oder gar irgendwelcher unverrückbarer Verbindlichkeiten? Weil man könnte ja irgendeine Alternative verpassen? „Zu Vage“ erzählt genau davon. Anderes Beispiel: einen Klos im Hals hat wohl nicht nur, wer tatsächlich schon mal einen schwer kranken Menschen im engsten Kreise auf dessen Leidensweg begleitet hat. Jeden Tag hoffen und bangen, dass der gegenwärtige noch nicht der letzte Tag war. Und dann dieser Optimismus der betroffenen Person, der für seine Angehörigen gleich noch mit reichen muss. Von diesem diffusen Unwohlsein, garniert mit bitterer Melancholie und zarten, optimistischen Untertönen erzählt uns das ruhige, schwere „Gute Nacht, bis Morgen“.
Auch ganz famos: die peppig-popige Up-Tempo-Nummer „Wie sehr wir leuchten“. Vielleicht gab es bisher noch nie eine schönere Ode auf die Freundschaft. Wer von Euch auch das Glück hat, echt tolle Freunde zu den Menschen in seinem Dunstkreis zu zählen, der wird sich mit diesem Song schnell identifizieren können. Nächstes Beispiel: die klassische Pop-Rock-Nummer „Endlich kombinieren“, das sich ganz wunderbar als Gleichnis verstehen lässt, dass wir alle endlich mal die Scheuklappen fallen lassen und uns gegenseitig akzeptieren sollten, ungeachtet dessen, woher jemand kommt, welchen Gott er anbetet oder ob sein Herz für das eigene oder das andere Geschlecht schlägt. Eines der beeindruckendsten Stücke dieses Albums ist „Regen“. Dieser Song, der auf beklemmende Weise die letzten Momente schildert, die immer die schlimmsten sind, wenn gerade eine Beziehung in die Brüche geht, stammt allerdings nicht aus der Feder von Klaas und Mark, sondern vom Pop-Poeten Enno Bunger, musikalisch durchaus ähnlich gelagert. Tatsächlich gefällt mir GLORIAs Version ein kleines bisschen besser. Die Gitarre, die dramatischen Choreffekte im Hintergrund sowie die – im Vergleich – deutlich eindringlichere Vortragsweise von Klaas machen diese Version zu einem sehr viel intensiveren, mitreißenderen Hörerlebnis. Ohne die (lyrische) Leistung von Enno Bunger hier in Abrede stellen zu wollen, so ist dies doch die Version von „Regen“, wie sie sein sollte.
Ich sagte vorhin, dass es in allen Ecken und Enden spürbar ist, dass GLORIA vor allem der Freude am Musizieren wegen ans Werk gegangen sind. Und nicht um zu überraschen, mit der Musik das dicke Geschäft zu machen oder was auch immer. Daher abschließend folgendes Zitat von Klaas: „Das Wichtigste ist, diese Platte hätten wir auch gemacht, wenn Mark Arzt und ich Friseur geblieben wäre„. Ein Glück für uns Konsument:innen also, dass wir so oder so in den Genuss dieses Juwels kommen. Mensch, wer hätte das Gedacht? Diese beiden …
Ich gebe zu: Als mir die Promo angeboten wurde, hatte ich keine sonderlich hohe Erwartung an dieses Album. Sicherlich, dass es bei Grönland Records (jepp, das Label vom Grönemeyer Herbert) erscheint, erachtete ich schon irgendwie als Qualitätssiegel. Ansonsten aber waren es für mich nur ein Fernsehfritze und ein Gitarrist einer in der Versenke verschwundenen Band, die sich halt zusammengetan haben, um ein bisschen die Klampfe zu malträtieren und ein paar Taler zu verdienen. Es war ja nicht das erste Mal in der Geschichte der Popmusik, dass sich Fernsehheinis zusätzlich zum gewohnten Brötchenverdienst auch noch zum Musikmachen berufen fühlten. Nie und nimmer nicht hätte ich ein derart feines, schönes, mitreißendes, begeisterndes, tolles, großartiges, kleines, großes und überhaupt ganz, ganz wunderbares Album wie dieses erwartet. Freund:innen deutschsprachiger Popmusik hatten dieses Jahr bisher wahrlich keinen Grund zur Trauer, schließlich hat 2013 bisher etliche tolle Alben gesehen. Wenn nicht bis zum Jahresende nicht noch ein Wunder passiert, was im Übrigen absolut nicht mehr nötig ist, dann bekommt das Musikjahr 2013 in diesem Bereich hiermit seinen definitiven Höhepunkt. Fan-tas-tisch!
These two. Honestly, who would have thought? One of them is currently indispensable in German television, never too shy for a bit of silliness. The other is known as a musician, best associated with the band "Wir sind Helden." Or was. I'm talking about Klaas Heufer-Umlauf (yes, that one) and Mark Tavassol. They've been quietly making music together for quite some time now. Friday, September 27, 2013, marks THE day for GLORIA—both the band and their album—to step into the spotlight. And it’s truly about time!
You might think forming a band is what people do when one person is bored with television and the other seeks a new outlet away from their "main" band. After all, putting a band together quickly isn't unheard of. One might think so, yes—but no, GLORIA's story actually dates back further, all the way to 2006. Long before Klaas really took off with neoparadise and long before Wir sind Helden seemingly vanished after their latest album, "Bring mich nach Hause." Back then, shared MTV appearances laid the groundwork, which found its first foundation in 2008. That year, the duo started assembling songs—writing lyrics here, jamming there, puzzling, piecing things together, gradually shaping something larger, perhaps unconsciously. Eventually, a critical mass was reached, pushing them to formalize their collaboration, name their band, and fully commit to creating an album. Mark Tavassol describes this perfectly: "Nowadays, people usually only do things with a specific goal. But with our music, it happened exactly as it should: we just felt like doing it."
Dear friends, please believe me: you can feel this joy, this pure enthusiasm, this freedom from expectations in every second of their self-titled debut album—sadly, only lasting around 40 minutes. Since probably nobody anticipated these two would collaborate on an album, they had complete freedom to stay true to themselves. The result is a guitar-driven pop album full of surprises: smart, witty lyrics mostly penned by Klaas and Mark, Klaas's unexpectedly strong and distinctive singing voice, relaxed arrangements, polished production, and dynamic sound.
Grounded and sincere—two words that inevitably come to mind while following these little stories, each feeling like snapshots straight from everyday life. We all know people living their lives according to the "today this, tomorrow that" principle, unable to commit clearly or decisively. "Zu Vage" ("Too Vague") tells precisely that story. Another example: anyone who's closely accompanied a severely ill loved one knows the knot-in-the-throat feeling—the daily hope and fear that each day might be the last, coupled with the affected person's optimism, which often has to sustain everyone else. The quiet, heavy "Gute Nacht, bis Morgen" ("Good Night, Until Tomorrow") explores this vague discomfort, laced with bittersweet melancholy and subtle optimism.
Equally outstanding is the upbeat, pop-infused "Wie sehr wir leuchten" ("How Brightly We Shine"). Perhaps there's never been a lovelier ode to friendship. Anyone lucky enough to have truly wonderful friends will quickly identify with this song. Then there's the classic pop-rock track "Endlich kombinieren" ("Finally Combine"), which beautifully serves as a metaphor urging us all to drop our prejudices and accept each other, no matter where we're from, whom we worship, or who we love. One of the album's most impressive songs, "Regen" ("Rain"), hauntingly depicts those painful final moments when a relationship falls apart. Interestingly, this one wasn’t written by Klaas and Mark but by pop poet Enno Bunger. Yet, GLORIA’s rendition surpasses the original slightly for me—the guitar work, the dramatic chorus effects, and Klaas's notably passionate delivery make this version a far more intense, compelling experience. Without detracting from Enno Bunger's original work, this feels like the definitive version of "Regen."
As I mentioned earlier, it's evident throughout that GLORIA created this album primarily out of the joy of making music—not to surprise, to cash in, or anything else. Thus, Klaas’s quote fits perfectly here: "The important thing is, we'd have made this album even if Mark had remained a doctor and I’d stayed a hairdresser." Fortunately for us listeners, we get to enjoy this gem either way. Seriously, who would have thought? These two…
I'll admit: when I was offered the promo, my expectations weren't particularly high. Sure, the fact it was released through Grönland Records (yep, Herbert Grönemeyer's label) felt like a quality stamp. But otherwise, it seemed like just a TV guy and a guitarist from a band that had disappeared coming together to play a bit of guitar and earn some cash. It wouldn’t have been the first time a TV personality branched into music. Never in a million years did I expect such a lovely, captivating, enthusiastic, remarkable, amazing, small-but-great, genuinely wonderful album like this. Fans of German-language pop music had no reason to complain this year anyway, as 2013 has already offered several fantastic albums. But unless a miracle happens by year's end—and that's entirely unnecessary at this point—this is unquestionably the highlight of 2013 in its genre. Fan-tas-tic!