[English version below]
Einen Nachtclub zu betreiben ist nicht unbedingt die leichteste Aufgabe, die man sich im Leben vornehmen kann. Eine Erkenntnis, für die man sich dieser Mission womöglich nicht einmal notwendigerweise selbst widmen muss, um sie zu erlangen. Richtig kompliziert wird es aber dann, wenn am Tag nach der aktuellen Nacht die Abrissbirne wartet, Kiezmafiosis Geld eintreiben wollen, die große Jugendliebe nach wie vor allgegenwärtig ist und auch sonst das Leben ganz allgemein mit voller Wucht und Geschwindigkeit auf einen zugerast kommt. Um all das und noch viel mehr geht es in Tino Hanekamps berauschenden Debütroman „So was von da“.
Oskar Wrobel, gerade geschäftsfähige 23 Jahre alt, hat ein Problem. Also eigentlich sogar diverse. Da ist zum einen sein ewig anhaltender Liebeskummer bezüglich seiner verflossenen Liebschaft, die nach wie vor sein Leben, Denken und Handeln zu bestimmen scheint. Aber das ist gar nicht mal das ausschlaggebende Problem, das sich wie eine Schlinge um seinen Hals legt. Denn Oskar, Clubbetreiber auf dem Hamburger Kiez, hat noch viel größere Sorgen: sein Club, gerade bestens im Geschäft, steht vor dem Abriss. „So was von da“ spielt in einer Silvesternacht und für seinen Laden wird es die letzte Nacht sein, bevor am ersten Arbeitstag des neuen Jahres die Abrissbirnen in das alte Gemäuer einschlagen und der Existenz seines Ladens, untergebracht in einem alten Klinikum, den Garaus machen. Hier gilt es also, diese letzte Nacht dieses Clubs so zu feiern, als sei es gleichzeitig auch die letzte Nacht auf diesem Planeten. Und tatsächlich könnte es auch so sein, für Oskar und manche seiner treuen Weggefährt*innen. Denn zu allem Überfluss, quasi zu der nicht so wirklich beschaulichen Gesamtsituation, gesellen sich noch diverse andere Schwierigkeiten. Da ist zum Beispiel Kiezkalle, der spontan beschlossen hat, sich bei dem ohnehin schon hoch verschuldeten Oskar mal eben um geschmeidige zehntausend Euro zu bereichern. Und dann ist da noch das Schicksal, das Freunde von Oskar mit voller Härte trifft. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, ist da auch immer noch
Wenn jemand wie Tino Hanekamp über die letzte Nacht eines erfolgreichen Clubs schreibt, dann hat das durchaus Hand und Fuß. Als Betreiber eines der besten Clubs in Deutschland, dem Uebel & Gefährlich, weiß er, wovon er schreibt, wenn er in atemlosen, temporeichen Kapiteln eine ereignisreiche, letzte Nacht schildert. Hanekamps Debütroman, in einer ganz eigenen, wortwitzigen Sprache verfasst, hält sich nicht damit auf, den vielen Charakteren des Buches besondere Tiefe zu geben – und das ist auch gar nicht nötig. In den (mitunter wenigen) Auftritten, die er seinen Protagonist*innen beschert, schafft er es dennoch spielend, dass die teilweise doch recht skurrilen Figuren Lesenden sofort ans Herz wachsen und auch noch dort verweilen, lange, nachdem man den letzten Satz gelesen und das Buch beiseitegelegt hat. Die kurzen, knappen Charakterisierungen seiner Figuren reichen schon hin, dass man sich dem bunten Haufen sofort verbunden fühlt. Man möchte deutlich mehr als diese eine Nacht, die Hanekamp den Lesenden hier schenkt.
Im Interview mit dem SPIEGEL sagte der Autor, dass er mit seinem Roman zum Unsinn machen anstiften möchte. Und tatsächlich ist es so, dass jeder, der sich einer Sache mit voller Hingabe widmet, sich an der ein oder anderen Stelle wiederfinden wird. Es spielt keine Geige, ob man in diesem oder jenem gut oder erfolgreich ist – es ist alles gut, solange etwas mit 110 % Herzblut betrieben wird. So wie dieser Club in diesem Roman, für den sich alle Beteiligten gerade auch in der letzten Nacht den Hintern bis zur Halskrause aufreißen. So ist Hanekamps Buch nicht nur ein Roman über das große Abenteuer Leben, über den Optimismus in scheinbar ausweglosen Situationen, über die Liebe, über Verlust und Gewinn und vor allem aber über den unschätzbaren Wert der Freundschaft. Oskar Wrobel wäre nicht die Person geworden, als die er letztlich geschildert wurde, wenn er nicht Leute wie Leo, Nina oder Rocky um sich herum hätte. Figuren, die so allgemein gehalten sind, dass sie genügend Identifikationspotential bieten, damit wohl jede*r Leser*in Menschen aus dem eigenen Bekanntenkreis in ihnen wiedererkennen kann. Und wenn Ihr, liebe Leute, dann noch den gleichen Wert in ihnen seht, wie es Oskar (wenn auch oftmals zwischen den Zeilen) tut, dann hat Hanekamp mit seinem Buch weitaus mehr erreicht, als er vielleicht beabsichtigt hat.
Ich habe schon etliche Debütromane gelesen, aber selten hat mich einer so beeindruckt wie Hanekamps „So was von da“. Das mag daran liegen, dass ich mich aufgrund meiner Tätigkeiten abseits dieser Seite hier ganz wunderbar mit seinem Protagonisten Oskar identifizieren kann. Aber ganz sicher liegt es auch daran, dass ich selten einen Roman zu lesen bekommen habe, der so dermaßen durch ausgefeilten Wortwitz, mitreißendes Tempo und einer frischen, unverbrauchten Handlung begeistert. Hanekamps Debüt ist eine definitive Pflichtlektüre für alle, die auf der Suche nach einem höchst unterhaltsamen Roman sind und vor allem aber für jene, die ihr Leben, Tun und Aufmerksamkeit einer Sache mit voller Leidenschaft widmen. Völlig ungeachtet der Frage, ob das Mühen von (monetärem) Erfolg gekrönt sein wird. Ich jedenfalls bin schwer beeindruckt und ich denke, ich lese es noch einmal!
Running a nightclub isn’t exactly the easiest task one can take on in life—a realization one probably doesn't even have to experience firsthand to grasp. Things get truly complicated, however, when the demolition crew is waiting the morning after your biggest night, local mobsters want their money, your first love still haunts you, and life, in general, seems to come rushing at you at full speed. This and much more is at the heart of Tino Hanekamp's exhilarating debut novel, "So was von da."
Oskar Wrobel, freshly 23 and legally responsible, has a problem. Actually, he's got several. On the one hand, there's his perpetual heartbreak over a past romance that still dictates his thoughts and actions. But that's not even the worst of his worries tightening like a noose around his neck. Oskar, a nightclub owner in Hamburg's notorious nightlife district, faces a far more pressing issue: his club, currently thriving, is slated for demolition. "So was von da" takes place over a single New Year's Eve, the club's final night, before the wrecking ball demolishes the old building—a former hospital—ending its existence on the very first working day of the new year. It's a night meant to be celebrated as if it were the last night on Earth. And for Oskar and some of his loyal companions, it might as well be. Adding insult to injury, various other troubles join the already chaotic situation. There's "Kiezkalle," a local gangster who's spontaneously decided to squeeze a tidy sum of ten thousand euros out of the already indebted Oskar. There are also harsh circumstances hitting some of Oskar's friends. And, as the icing on the cake, there’s Mathilda, the aforementioned great love who hangs like a Damocles' sword over Oskar’s romantic life.
When someone like Tino Hanekamp writes about the final night of a successful nightclub, you know it's genuine. As the former operator of one of Germany's best clubs, the "Uebel & Gefährlich," he knows precisely what he's writing about when describing an eventful night in breathless, fast-paced chapters. Hanekamp's debut novel, crafted in its unique, witty language, doesn't bother giving excessive depth to its numerous characters—and it doesn't need to. In the brief yet impactful appearances he grants them, Hanekamp skillfully makes even the most eccentric figures instantly likable, characters that linger in your heart long after you've finished reading. His concise yet vivid characterizations ensure you immediately connect with this colorful bunch, leaving you wishing for much more than the single night Hanekamp grants us.
A novel about life's great adventure In an interview with Der Spiegel, the author said he wanted his novel to inspire people to embrace absurdity. Indeed, anyone passionate about something will find themselves reflected here. It doesn't matter whether you're particularly good or successful—everything's fine as long as you put your heart into it, as these characters do, passionately pouring themselves into this club’s final night. Thus, Hanekamp's book becomes more than just a novel about life's great adventure, optimism in seemingly hopeless situations, love, loss, gain, and above all, the immeasurable value of friendship. Oskar Wrobel wouldn't be who he is without people like Leo, Nina, or Rocky around him. Hanekamp keeps these figures general enough to offer plenty of identification potential, allowing readers to recognize elements of their own friends and acquaintances. And if you, dear reader, value them just as highly as Oskar implicitly does, Hanekamp has achieved far more with this book than perhaps even he intended.
I've read many debut novels, but rarely has one impressed me as much as Hanekamp's "So was von da." Perhaps it's because, due to my work beyond this site, I strongly identify with his protagonist Oskar. But undoubtedly, it's also because I've rarely encountered a novel so impressively witty, relentlessly paced, and refreshingly original in its plot. Hanekamp’s debut is an absolute must-read for anyone seeking highly entertaining fiction and especially for those dedicating themselves passionately to whatever they're doing—regardless of whether their efforts will be rewarded with (financial) success. Personally, I'm deeply impressed—and I think I'll read it again!
Roman Empire