[English version below]
Was wäre, wenn …? Ich gehe jede Wette in, dass diese Frage zu den häufigsten Gedankenspielen überhaupt gehört. Darüber nachzudenken, was wohl gewesen wäre, wenn das Leben sich in diese oder jene Richtung entwickelt hätte, man diese anstelle jener Entscheidung getroffen hätte – all das ist mal mehr, mal weniger befriedigend.
Zumal: Wenn und hätte und so weiter … der amerikanische Comicverlag Marvel, auch Haus der Ideen genannt, geht dieser Frage scheinbar in schöner Regelmäßigkeit nach. Und zwar so sehr, dass es inzwischen sogar schon für zwei Staffeln einer „What if…?“ genannten Animationsserie bei Disney+ gereicht hat. Aber auch in gedruckter Form wird dieser Frage nachgegangen. Heute möchte ich wieder einen Comic aus meinem Backlog abarbeiten und mit Euch einen Blick auf „What if? Was wäre, wenn … Dunkle Parallelen“, erschienen im Mai 2024 im Panini Verlag, werfen. Die Frage „Ist das Kunst oder kann das weg“ könnte ich eigentlich jetzt schon beantworten.
Wie Ihr vermutlich schon angenommen habt, ist dieser rund 200 Seiten umfassende Comic eine Sammlung von in sich geschlossenen Geschichten. Weder haben sie irgendeine Auswirkung auf irgendeine Kontinuität oder irgendeinen Canon, noch – und damit kommt schon die erste Klatsche – haben sie das Zeug, längerfristig im Gedächtnis zu bleiben. Doch was geht ab?
In einer der Storys gelingt es dem ewigen Trickser Loki, seinen Halbbruder Thor zu töten und dessen Hammer an sich zu reißen. Im weiteren Verlauf der Handlung versucht der Trickser, jetzt mit unfassbarer Macht ausgestattet, seinem Göttervater Odin das Licht auszuknipsen. Gelingt ihm auch. Aber anstatt nun siegestaumelnd über Asgard und alle weiteren Welten zu herrschen, hat die Blitzbirne eine Reihe von Ereignissen in Gang gesetzt, die er nicht mehr kontrollieren kann. Und an deren Ende nicht weniger passiert als das Ende von allem. Alle Lichter aus, quasi.
In einer anderen Story lässt sich Ben Grimm von den Fanstastic Four von dem außerirdischen Symbionten verführen, den wir als Venom sonst meist in Personalunion mit Eddie Brock durch die Straßenschluchten New Yorks hetzen sehen. Hier aber ist es Grimm, der sich einlullen lässt – nur um sich dann vom Lizard in eine Falle locken zu lassen. Was bedeutet, dass der Symbiont einmal mehr seinen Wirt wechselt. Hat ein bisschen was von einer Venomverse-Geschichte, diese ganze Bude, ist aber so haarsträubend, dass ich manchmal denke, das hätte auch ein Sechstklässler geschrieben haben können. Leider ein Eindruck, den ich während der Lektüre dieses Comics so manches Mal gewonnen habe.
Gut gefallen hat mir die Geschichte mit Gwen Stacy, der ersten großen Liebe von Spider-Man Peter Parker. Nur dass es ihm in der bekannten Fassung nicht gelungen ist, Gwen vor dem Grünen Kobold zu retten und er mit ansehen muss, wie sie in den Tod stürzt. Hier ist es andersherum. Peter kann Gwen retten, zahlt diesen Einsatz aber mit seinem Leben. Getrieben von dem Wunsch nach Rache, lockt Gwen, unterstützt von Harry Osborne, im Verlauf der Handlung den Kobold in eine Falle. Und sie muss auf dramatische Weise lernen, dass nichts Gutes entstehen kann, wenn man von blinder Wut und der Gier nach Vergeltung getrieben ist.
Leider war diese Story das einzige Highlight. Die abschließende Geschichte, in welcher sich Dracula und der Vampirjäger Blade gegenüberstehen, ist auch eher zum Fremdschämen. Eindimensionale Charakterzeichnungen, überhaupt keine Logik und eine Handlung so löchrig, dass Schweizer Käse im Vergleich dazu bestens geeignet wäre, als Vorhang Räume abzudunkeln.
Leider trösten auch die Zeichnungen in den meisten Geschichten nicht über den schwachen Inhalt hinweg. Wenn ihr schon doof seid, so seid doch bitte wenigstens schön. Kann man über den Großteil der inkludierten US-Hefte leider nicht behaupten.
Hm. Nee, das war nix. Von den dünnen Handlungen und den überschaubar schönen Zeichnungen abgesehen, gab es noch einen ganz anderen, ganz wesentlichen Punkt, der mir während des Lesens auf den Saque gegangen ist. Außer Mord, Totschlag, das Ende allen Seins (oder die knappe, letzte Vorstufe) davon ist allen Beteiligten nichts eingefallen, wie man die Frage „was wäre, wenn“ beantworten könnte. Und das ist irgendwie gleichermaßen schwach wie tragisch. Dabei hat doch der kürzlich im Rahmen von Paninis „Marvel Must-Have”-Reihe neu aufgelegte Band „Spider-Men“ gezeigt, wie man dieser Frage innerhalb einer berührenden, glaubwürdigen Geschichte erzählen kann, ohne gleich ganz groß auf die Kacke hauen zu müssen.
Lange Rede, kurzer Sinn: So sehr Marvel-Fan kann man gar nicht sein, dass man sich dieses Machwerk zwingend ins Regal stellen müsste.
What if…? I’d bet anything that this question is one of the most common thought experiments out there. Wondering what might’ve happened if life had taken a different turn, if we’d chosen this instead of that—it’s sometimes satisfying, sometimes not so much.
And of course, if and would’ve and could’ve… Marvel, the so-called House of Ideas, seems to ask this question on a pretty regular basis. So much so, in fact, that we now have two full seasons of the What If…? animated series on Disney+. But the idea lives on in comic form as well.
Today I’m tackling another title from my backlog and taking a look at What If? What Would’ve Happened… Dark Parallels, published by Panini in May 2024. I could probably answer the “Is this art or can it go straight to the bin?” question right here and now—but hey, let’s at least give it a fair shake.
As you’ve probably guessed, this roughly 200-page comic is a collection of self-contained stories. None of them impact any known continuity or canon in any meaningful way, and—here comes the first slap—they’re also not exactly memorable. So, what’s going on here?
In one of the stories, the eternal trickster Loki actually manages to kill his half-brother Thor and claims the hammer for himself. As the plot unfolds, Loki—now drunk with power—sets out to extinguish the light of his father Odin. Which he succeeds in doing. But instead of basking in his victory and ruling over Asgard and all the realms, our dear God of Mischief accidentally triggers a chain of events so catastrophic that, yeah—you guessed it—everything ends. Like, lights out, all of it.
In another story, Ben Grimm of the Fantastic Four gets seduced by the alien symbiote we usually know as Venom, typically bonded with Eddie Brock and swinging through NYC. But this time it’s Grimm who gives in—only to get lured into a trap by Lizard. Which means the symbiote jumps hosts yet again. Honestly, it all feels like something straight out of a Venomverse side story—but the plot is so bonkers that I kept thinking, “Did a sixth-grader write this?” Unfortunately, that thought popped up more than once while reading this book.
The one story I did enjoy was the one about Gwen Stacy, Peter Parker’s first great love. As we all know, in the original story, Peter fails to save Gwen from the Green Goblin, and watches her fall to her death. But here? It’s flipped. Peter saves Gwen, but dies in the process. Driven by grief and rage, Gwen, with help from Harry Osborn, hunts down the Goblin. Only to learn the hard way that nothing good can ever come from blind vengeance.
Sadly, that was the only highlight. The final story, featuring a face-off between Dracula and Blade, is straight-up cringe. Flat characters, no logic to speak of, and a plot full of holes—holes so big, a block of Swiss cheese would make a better blackout curtain.
Not even the artwork can salvage most of the content here.
If you’re gonna be dumb, at least look good while doing it.
But even that’s too much to ask from the bulk of these issues.
Nope. Just no. Aside from the shallow plots and less-than-stellar visuals, there’s another major issue that seriously got on my nerves while reading. Apparently, the only way anyone here could think of answering the “What if…?” question was with murder, mayhem, the end of everything—or at least the edge of it. And that’s both lazy and kind of tragic.
Especially when the recently re-released Spider-Men, part of Panini’s Marvel Must-Have series, showed how you can tell a truly touching, believable alternate-universe story without going full apocalyptic edge-lord mode.
Long story short: No matter how big a Marvel fan you are, there’s really no good reason to put this mess on your shelf.
Roman Empire